Schlagwort-Archive: Familie

Bis an die Schmerzgrenze.

Rachel Cusk zählt zu den stärksten weiblichen Stimmen unserer Zeit. Und es lohnt sich wirklich, ihr Werk zu entdecken. Viele ihrer Bücher kreisen um das Thema Mutterschaft, aber man muss nicht unbedingt Mutter sein, um sich mit ihren Romanen anzufreunden. Auch politisch hat sie ihre eigene Meinung und lebt mittlerweile aus Protest gegen den Brexit nicht mehr in England.

Obendrein hat ihr ihre offene und bisweilen radikale Art, über das Muttersein zu schreiben, in ihrem Heimatland viel Kritik eingebracht. Mittlerweile lebt die Autorin in Paris, lernt die neue Sprache und schreibt nach wie vor Bücher mit ihrem ganz eigenen Sound.

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Überraschungsmomente.

Foto: Véronique Olmi | © Astrid di Crollalanza

Selbst mich kann die Literaturwelt noch überraschen. Natürlich war mir der Name Véronique Olmi geläufig, aber gelesen hatte ich von der französischen Autorin noch nichts. Nun, das kann selbst der besten Buchhändlerin passieren. Aber dieses kleine Versäumnis wurde mittlerweile korrigiert, denn ich habe »Die Ungeduldigen« gelesen und staune immer noch.

Schon der Klappentext wedelte vielversprechend in meine Richtung: Frankreich in den 70er Jahren, drei Schwestern, die aus der Provinz und dem konservativen Leben in die Metropole nach Paris ausbrechen wollen. Simone de Beauvoir und Gisèle Halimi sind ihre großen Heldinnen. Das klang vielversprechend.  

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In Kindheitsgewittern.

Foto: Svealena Kutschke | © Dorothea Tuch

Inwieweit prägt uns die eigene Kindheit? Die diesjährige Hebbelpreisträgerin Svealena Kutschke nähert sich dieser Frage in ihrem neuen Buch „Gewittertiere“. Ein vielschichtiges Werk, dem ich mehr Aufmerksamkeit wünsche. In ihrem Roman thematisiert die 1977 in Lübeck geborene Autorin verbale und psychische Gewalt. Gleichzeitig flechtet sie ein Stück Zeitgeschichte unserer Republik sowie Fremdenhass mit ein.

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Nicht fürs Leben gemacht.

Foto: Michel Houellebecq | © Philippe Matsas /
Flammarion

Wie viele Gegenwartsautoren von Weltrang gibt es noch? Also solche, die wirklich relevant sind, die gesellschaftliche Debatten auslösen und im besten Fall sogar noch in die Zukunft schauen statt auf den eigenen Nabel. Die Liste ist verdammt kurz, liebe Freunde. Ganz oben thront seit Jahren ein unbeugsamer Franzose, für den das Attribut umstritten eher unter- als übertrieben ist: Michel Houellebecq.

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Die Macht des Schicksals.

Foto: Eva Tind | © Les Kaner

»Wenn wir nur einen kleinen Teil des Lebens leben, was passiert dann mit dem Rest?« Gute Frage, und ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann ist, dass ich den kleinen Teil meiner Lebenszeit, die ich mit der Lektüre dieses Buches verbracht habe, durch und durch genossen hab. So empfinde ich »Ursprung« von Eva Tind als eine echte Bereicherung. Ist es doch eine der ungewöhnlichsten Familiengeschichten, die ich je gelesen habe. Und zugleich die Geschichte über drei Menschen, die ihren Platz in dieser Welt noch suchen.

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Die Traumata der Königskinder.   

Seit einem Jahr schleiche ich um dieses Buch und habe es nun endlich gelesen: »Zwischen Du und Ich« von Mirna Funk ist – ebenso wie ihr Debüt »Winternähe« – keine leichte Kost. Aber wichtig und absolut lesenswert.  Gleich am Anfang stellt sich mir die Frage: Sind Traumata vererbbar? Und wie damit umgehen, wenn sich die eigene Familie lieber den Mantel des Schweigens überzieht, statt über die Wunden der Vergangenheit zu sprechen?  

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Baum der Hoffnung. 

© Foto: Ferhat Elik

„Das Flüstern der Feigenbäume“ von Elif Shafak passt hervorragend zum neuen Jahr, das genauso seltsam beginnt, wie das alte zu Ende gegangen ist: Ein Mix aus Unbehagen, Ohnmacht und Hoffnung. So scheint mir gerade dieses Buch ideal, um 2022 literarisch zu begrüßen. 

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Winterreise.

Bild von David Mark auf Pixabay

Kürzlich habe ich über Katherine May und ihr wunderbares Buch Überwintern – Wenn das Leben innehält berichtet. Auch der Protagonist in David Parks Roman Reise durch ein fremdes Land geht durch frostige Zeiten. »Alles braucht seinen Sinn, und ich muss meinen finden oder dem Drängen des vereisten Lands nachgeben, mich in meine Müdigkeit zu fügen und den Kopf auf das weiche Kissen aus Schnee zu legen.«

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Ein Fest des Lesens.

In meiner Leselaufbahn sind mir schon einige bemerkenswerte Debüts untergekommen. Aber Lydia Sandgren sticht ganz besonders hervor. Ganze zehn Jahre hat die Autorin an ihrem preisgekrönten Buch »Gesammelte Werke« gearbeitet und gleich den renommiertesten Literaturpreis Schwedens erhalten. Dort war das Buch ein Bestseller und erobert nun auch viele Leserherzen bei uns.   

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Zum Gedenken an die Toten. Und ans Leben. 

Allerseelen ist vorbei. Einen Tag nach Allerheiligen wird der Verstorbenen gedacht. Das Gedächtnis aller Seelen. So geschieht es bei den Katholiken. Die evangelische Kirche gedenkt der Verstorbenen am Totensonntag. Nehmen wir es also nicht so genau und gedenken am Totensonntag denjenigen, die in diesem Jahr von uns gegangen sind. 

Vielleicht hat jemand einen Menschen verloren, den er geliebt hat. Es sind auch wieder Künstler von uns gegangen, deren Werke uns viel gegeben haben. In jedem Fall sollten wir auch den Opfern von Gewalt und Tyrannei gedenken und denen, die es auf der Suche nach einem besseren Leben nicht zu uns geschafft haben. Lasst uns innehalten und dankbar sein, dass wir noch am Leben sind. 

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