Ich bin eine Geschichtensammlerin. Und diese Geschichte ist so fantastisch, die muss einfach erzählt werden: Ein Liebespaar entdeckt ein Buch. Sie wollen, dass „Leonard und Paul“ von Rónán Hession noch viele andere Menschen erreicht. So gründen Frauke Meurer und Torsten Woywod ihren eigenen Verlag. Nun, ganz so war es nicht. Ein bisschen anders. Wie das Herzensbuch zu uns gefunden hat, erfahrt ihr unter meiner Buchbesprechung.
Was kann Literatur? Was darf Literatur? Zwei Fragen, die nach der Lektüre der beiden aktuellen Romane von Cormac McCarthy unmittelbar auftauchen. Denn Der Passagier und Stella Maris sprengen den üblichen Rahmen zeitgenössischer Literatur, wie wir sie aus den heutigen Feuilletons und Bestsellerlisten kennen.
Ein Protagonist, dessen Schicksal es zu sein scheint, Flugzeugwracks zu entdecken, in denen sich noch die Leichen der Passagiere befinden. Eine junge, hochbegabte Frau, die seit Kindheitstagen weiß, dass sie anders ist als alle anderen. Sehr anders.
Nicht zu vergessen: Es sind Geschwister, die sich – im wahrsten Sinne des Wortes – unsterblich ineinander verliebt haben.
Und dann wäre da noch dieser Zwerg, der eine nicht unwichtige Rolle spielt. Meistens taucht er zusammen mit einer Showtruppe auf, die unter anderem Minstrel Shows aufführen. Ja, da sind die mit dem Black Facing.
Sagen wir´s so: Sowas würde heutzutage jeder Agent, jeder Lektor und jeder Verlag empört ablehnen. Außer, du bist Cormac McCarthy, der diesen Wahnsinn mit fast neunzig Jahren geschrieben hat. Wofür wir ihm nicht dankbar genug sein können.
Glück ist in diesen Tagen ein besonders wertvolles Gut, es kennt viele Gesichter und kann uns einige Geschichten erzählen. Zum Beispiel von einer wärmenden Hand, die sich auf dein klopfendes, unruhiges Herz legt und wie Balsam wirkt. So möchte ich das Glück zum Motto für mein Weihnachtsspezial wählen und folge Herrn Klappentexter als Glücksbotin.
Für mich war dieses Jahr in vielerlei Hinsicht aufwühlend, beunruhigend und gleichzeitig kreativ wie beglückend. Alte Pfade wurden durchleuchtet und hinterfragt, große Fragen gestellt und neue Weichen gestellt. Und jetzt? Ist noch einiges offen, aber ich habe einen treffenden Satz geschenkt bekommen: „Das Glück ist mit den Mutigen.“ Möge es uns 2023 begleiten!
Und noch etwas ist in diesem Jahr passiert: Ich habe erneut jenseits der Rezensionen angefangen zu schreiben. Bereits vor meiner Zeit als Klappentexterin hatte ich einen Blog mit Kurzgeschichten, Gedichten und Reflexionen gefüllt. Nun wieder Gedichte. Ich teile sie unter dem Hashtag #klappentexterinschreibtmalnichtüberbücher auf Instagram und bei Facebook. Welche Autorin mich inspiriert hat, lest ihr weiter unten.
Also, liebe Bücherfreunde, bleibt achtsam und offen, das Glück ist überall zu finden, selbst zwischen den kleinsten Ritzen lugt es hervor. Schaut ihm freundlich entgegen, dann schaut es zurück. Lasst uns trotz der schweren Zeiten zuversichtlich nach vorn blicken. Und wenn sich das Glück doch mal hartnäckig verweigert, greift zu einem guten Buch. Hier kommen ein paar Anregungen.
Historische Romane gehören eher nicht zu meinen Favoriten, aber an Maggie O’Farrell komme ich nicht vorbei. Die preisgekrönte nordirische Autorin hat eine Sprache, bei der man Raum und Zeit vergessen kann. Bevor du nachdenken kannst, fällst du in ein bildstarkes und stimmungsvolles Ambiente, bist darin gefangen wie im Netz einer Spinne.
Bis an die äußerste Grenze bin ich mit Karine Tuil gegangen. Ich wusste, was mich in „Diese eine Entscheidung“ erwartet – und doch wurde es am Ende heftiger als gedacht. Da sitze ich nun. Bin sprachlos, machtlos, suche nach Wörtern, um diesen grandiosen wie gleichsam erschütternden Roman zu reflektieren.
Es lohnt sich, hin und wieder auf seine Mutter zu hören. Aber die Ich-Erzählerin aus Stine Pilgaards neuem Roman Meine Mutter sagt ist da ganz anderer Meinung. So umgeht sie die mütterlichen Ratschläge und Lebensweisheiten – und das obwohl sie gerade jetzt auf der holprigen Straße des Lebens durchaus eine Stütze sein könnten.
Es gibt nicht viele Bücher, die gleichzeitig Verzweiflung und Hoffnung vermitteln. „Unsre verschwundenen Herzen“ von Celeste Ng ist eines dieser seltenen Werke.
Dabei beginnt dieser Roman wirklich beklemmend, so dass ich ihn fast aus der Hand gelegt hätte. Aber ich blieb und das war gut so. Einerseits haben wir von sogenannter Wohlfühlliteratur schon mehr als genug, andererseits hat mich Ngs rhythmische Sprache geradezu magisch in den Roman und seine Story gezogen.
Ng hat mich schon mit ihren bisherigen Werken („Kleine Feuer überall“ und „Was ich euch nicht erzähle“) beeindruckt, so dass mir die Autorin mit ihrer mutigen Stimme vertraut war. Eine Stimme, die auf Ungerechtigkeiten hinweist und an Menschlichkeit appelliert. Das macht sie sehr unaufdringlich, zart und doch einnehmend. Die Bücher von Celeste Ng lassen dich nie kalt, ganz im Gegenteil: Du bleibst berührt und im besten Sinne belesener zurück.
Mein Buch sieht aus wie ein pinker Pudel, der gerade frisiert wird. Derartig viele rosafarbene Post-Its stecken in dem Buch. In mir schlängeln sich immer noch Buchstaben und Eindrücke durch jede Zelle des Körpers. Wieder einmal zeigt mir Ian McEwan, warum mich die Welt der Bücher so erfüllt. Sie macht mich innerlich reich, füllt mich vollkommen aus und selbst die lähmende Müdigkeit nach meiner Infektion scheint wie verflogen
„Lektionen“ heißt das neue Werk des britischen Autors, und es ist in jeder Hinsicht ein Schwergewicht. Nicht nur wegen seiner über 700 Seiten. Auch, weil der Roman inhaltlich viel zu bieten hat. Schon jetzt blicke ich in Richtung Weihnachten, denn „Lektionen“ sehe ich als willkommenes Geschenk für viele Bücherwürmer. Perfekt geeignet für lange Abende an den Feiertagen.
Dazu passt der Stil des Autors sensationell gut, denn er erzählt sehr traditionell, ruhig und voller Tiefe. Wenngleich die Story mit einem echten Paukenschlag beginnt.
„Die ersten Wörter in einem Buch sind am Wichtigsten. Es ist die erste Begegnung, der Moment, in dem ein Leser ein Buch aufschlägt und zu lesen beginnt. Es ist wie ein erster Blickkontakt oder eine erste Berührung, und wir spüren das auch.“ Wie wahr – das kenne ich zu gut. Wenn es auf den ersten Seiten nicht funkt zwischen einem Buch und mir, dann lege ich es zurück. Bei „Die leise Last der Dinge“ von Ruth Ozeki gab es einen wahren Funkenregen. So öffne ich dieses außergewöhnliche Werk für euch und lade euch ein, mir zu folgen.
Isabel Allende: Eine Bestsellerautorin, ein großer Name mit ebenso großen Erwartungen. Bestseller finden sich auf unserem Blog eher selten, doch diesmal mache ich gern eine Ausnahme.
Ist ihr neuer Roman „Violeta“ doch ein ganz und gar außergewöhnliches Buch, das es verdient hat, auch außerhalb von Kategorisierungen gewürdigt zu werden. Jedenfalls steht es schon felsenfest auf meiner persönlichen Longlist des Lesejahres 2022.