Schlagwort-Archive: Natur

Die Natur braucht den Wolf.

Wölfe hatten es noch nie leicht, seitdem es den Menschen gibt. Die Tiere wurden regelrecht verteufelt, sind immer noch bei vielen Menschen verhasst wie gefürchtet. Obwohl hinreichend bekannt ist, dass man die scheuen Tiere nicht fürchten muss. Wie viele Menschen wurden durch Wölfe getötet oder verletzt? Und wie viele von Hunden? Trotzdem werden die Urahnen des Hundes – denen sie einiges voraushaben – auch in aufgeklärten Zeiten noch verfolgt. Von bestimmten Medien sogar als Monster bezeichnet. Dass sie Wildtiere und nicht zähmbar sind, steht außer Frage. Dass sie für den Wald und Naturschutz ein wichtiger Grundstein sind, ist vielen nicht bekannt. Um so wichtiger sind Bücher wie „Wo die Wölfe sind“ von Charlotte McConaghy. Die Autorin hat hierzulande mit ihrem Debüt „Zugvögel“ für Furore gesorgt, das gleichermaßen von Buchändler:innen und Naturschützern geschätzt wurde. Der Klimawandel und der Naturschutz liegen der Autorin ebenso am Herzen wie mir.

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Salz zwischen den Augen.

Bild von Peter H auf Pixabay

Gibt es so etwas wie die Summe eines Lesens? Und kann ich das jetzt überhaupt schon sagen? Mit Anfang 40? Möglich. Denn genauso empfinde ich „Diese ganzen belanglosen Wunder“ von Leona Stahlmann. In ihrem Roman finde ich meine ganzen Lektürevorlieben vereint: die Leidenschaft für eine poetische, warmherzige Sprache, fein gewürzt mit pointierten Noten und lebensklugen bis nachdenklich-stimmenden Tönen. Daneben schauen mich diese sonderbaren, liebenswerten Figuren an, die ich im Geiste umarmen möchte.

Dieses Buch zählt für mich zu einem der besten aus der aktuellen deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Warum? Nun, lasst uns gemeinsam in dieses Sprachwunderwerk hineinschauen.

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Die Insel der Sehnsüchtigen.

Bild von Frank Winkler auf Pixabay

Dieser Roman hat mich wie eine Welle mitgerissen. Immer noch spüre ich den unheimlichen Atem im Nacken, das Vibrieren hinter meinen Augen. Und ich schicke dankbare Grüße nach Hamburg zum mare Verlag, der seit nunmehr zwanzig Jahren maritime literarische Bücher verlegt. „Tristania“ von Marianna Kurtto ist so ein Juwel und passt in das Verlagsportfolio wie ein Fisch ins Wasser.

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Winterreise.

Bild von David Mark auf Pixabay

Kürzlich habe ich über Katherine May und ihr wunderbares Buch Überwintern – Wenn das Leben innehält berichtet. Auch der Protagonist in David Parks Roman Reise durch ein fremdes Land geht durch frostige Zeiten. »Alles braucht seinen Sinn, und ich muss meinen finden oder dem Drängen des vereisten Lands nachgeben, mich in meine Müdigkeit zu fügen und den Kopf auf das weiche Kissen aus Schnee zu legen.«

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Kreise ziehen.

»In dieser besonderen Nacht ist der Mond ein Siegelring, in das weiche Wachs auf dem schwarzen Blatt eines düsteren Himmels gedrückt.« Sinnliche Worte, die mit verführerischem Klang zu mir durchdringen und mich direkt in »Der perfekte Kreis« ziehen, den neuen Roman von Benjamin Myers.  

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Wir treffen uns im Garten.

Foto: Jamaica Kincaid | © Robert E. Woolmington

Gartenarbeit war für mich als Großstadtpflanze bisher fremd wie ein Weltraumanzug. Aber nun wohne ich ja auf dem Lande, und spätestens nach „Mein Garten(Buch)“ von Jamaica Kincaid sehe ich mich bald in Schürze und mit der Schaufel im Grünen stehen. Ist doch der Garten in Corona-Zeiten der Ort für Erfüllung und meditative Erfahrungen geworden. 

Da kommt Jamaica Kincaid zur rechten Zeit, beschreibt die auf Antigua geborene Autorin in ihrem Buch doch von ihren Erfahrungen als Gärtnerin. Und wie bei mir, ist ihr Verhältnis zum Grün zunächst, nun ja, ein wenig gespalten. »Diese Aufregung, wenn ich im Garten bin, und dieses Glück, dass ich mich so aufregen kann!« Ausgerechnet diese ambivalente Liebe (»Mein Garten hat keine ernsten Absichten, mein Garten hat nur Zweifel über Zweifel.« ) führt zu hinreißenden Notizen, denen ich mich nicht entziehen konnte.  

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Es ist aus. Fangen wir an.

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Der unbestechliche Autor: Jonathan Franzen / Foto: © Beowulf Sheehan

Sozusagen aus aktuellen und technischen Gründen bleibt die Ethik zunächst auf diesem Blog. Ist ja auch nicht fehl am Platze. Beginnen wir gleich mit einem Bestseller. Dann auch noch mit einem, auf den wir uns alle einigen können, kollektiv bei jedem Wort, jedem Satz und jeder Konklusion zustimmend mit dem Kopf nicken können. Genau so einer ist Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen? von Jonathan Franzen. Aber auch nur auf den ersten Blick, schließlich haben wir es bei Franzen mit einem Intellektuellen zu tun, der vor unbequemen bis radikalen Forderungen nicht zurückschreckt.
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Natürlich fantastisch: Im weiten Land der Literatur.

Schließt kurz eure Augen und stellt euch eine warme, leuchtende Landschaft vor. Es summt, es raschelt, weit und breit keine Menschen, nur ihr und die wunderbare Welt der Natur. Genau so fühlt sich »Weites Land« an, die neue Graphic Novel von Catherine Meurisse. Die Autorin lässt mich erneut an ihrem Leben teilhaben, denn wir kennen uns ja bereits ein bisschen. In »Die Leichtigkeit« hat die Französin das Überleben nach dem Attentat von »Charlie Hebdo« verarbeitet. Sie kam zu spät zur Arbeit und genau das hat ihr das Leben gerettet. Nach einem ersten Aufatmen über ihre Rettung war sie jedoch wie gelähmt, spürte eine tiefe Ohnmacht, ihre Inspiration war plötzlich weg. Dieser Einschnitt hat Narben auf ihrer Seele hinterlassen, die sie mit der Kraft der Kunst zu überwinden versucht. Weiterlesen

Nur der Moment zählt. Der ruhige.

Nach dem Klassiker Kokoro wende ich mich wieder zeitgenössischer japanischer Literatur zu. Lasst uns also noch ein bisschen in Japan bleiben, es ist dort einfach zu schön. So habe ich nun Yoko Ogawa zu Gast, die mir ihre »Zärtliche Klagen« mitgebracht hat, die kürzlich beim Liebeskind Verlag erschienen sind. Wir sitzen uns gegenüber, schweigen und lauschen den zauberhaften Klängen eines Cembalos. Spielt Kaoru? Oder doch Nitta? Yoko Ogawa schweigt und tippt aufs Buch. Ich schließe lächelnd die Augen und kehre zurück in meine literarische Kraftoase, um dort wieder auf Kaoru und Nitta zu treffen.

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Ein Leben wie im Fluge.

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Herrgott noch mal! Jims Fluch hängt tatsächlich immer noch in meinen Ohren. Ich lächle und bin gleichzeitig wehmütig, weil er mich verlassen hat. Während ich noch in Melancholie bade, höre ich das Geräusch von Wellen, die an den Strand branden. Die Möwen kreischen, in meine Nase kriechen Gerüche von Fisch und Seesalz. Verwundert, erstaunt und beglückt zugleich schaue ich zum schön gestalteten Buch »Schmale Pfade« von Alice Greenway, in dem ich länger verweilte als zunächst gedacht. Einerseits brauchte der Roman seine Zeit. Andererseits konnte ich mich nicht von dem kauzigen Protagonisten und der vielseitigen, bewegenden Geschichte um ihn herum trennen. Doch nun ist die Zeit des Abschieds gekommen. Aber vorher möchte ich noch einmal zurückkehren mit dem Salz auf den Lippen und dem Wind in den Haaren.

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