
„Meiner geliebten Micah, deren Grübchen ich sah, als wir aneinander vorbeifuhren, ich unterwegs von der Arbeit, sie unterwegs zur Arbeit. Ich war wegen eines Vorfalls auf der Arbeit aufgebracht, doch Micahs Lächeln löschte das aus. Ich wünsche, jeder könnte diesen einen Menschen finden, der alle anderen wettmacht.“
Diese reizende Widmung findet man auf der ersten Seite des neuen Roman von dem jungen Joey Goebel. Ich kann es nicht beweisen und dennoch denke ich, dass diese einleitenden Worte es waren, die mich das Buch nicht mehr aus der Hand legen ließen oder mich gerade deshalb in das dicke Werk hineinlockten.
Heartland ist auf dem ersten Blick eine andere Geschichte als wie wir sie bisher von dem 29-Jährigen kannten. In seinen früheren Werken Vincent und Freaks standen überwiegend Menschen, meist skurrille und Außenseiter, im Vordergrund. Nun hat sich Joey Goebel dazu noch aus dem Topf der Familie, der Politik, der Liebe und des American Way of Life bedient. Herausgekommen ist ein Familienepos, Polit-Roman und eine Liebesgeschichte auf satten 700 Seiten. Vertreter kurzer Romane werden nach den ersten 200 Seiten aufgeben, doch Liebhaber von dicken Büchern, wie etwa ausdauernde Irving-Leser kommen, dann erst so richtig in Fahrt.
Der Autor erzählt die Geschichte einer wohlhabenden Familie, die Mapothers, in Amerika. Henrys ältester Sohn, John, will es in der Politik versuchen und wirbelt mächtig in der Wahlkampftrommel, während der jüngere, Blue Gene, anfangs skeptisch, später enthusiatisch, ihm dabei tatkräftig unterstützt. Bis zu dem einen Tag, in dem der junge Mapother mehr erfährt, als er eigentlich wissen sollte.
Das Buch ist ein oppulentes Werk, das sich erst im Laufe der Zeit entfaltet. Action steht hier nicht an oberster Stelle, sondern viel mehr die Auseinandersetzung mit den kleinen erfreulichen oder weniger erfreulichen Begebenheiten des Lebens. Dank Goebels witziger Schreibe bleibt der Geist selbst an einigen langatmigen Seiten hellwach.
Heartland.
Joey Goebel.
Februar 2009, 22.90 €.
Diogenes.