Anlässlich der bundesweiten Aktion „Treffpunkt Bibliothek“ hat die Klappentexterin mal wieder Glück, großes Glück sogar. Ich habe eine Fachfrau zum Thema Bibliothekswesen mit Fragen löchern dürfen. Die 34-Jährige Uta leitet am Niederrhein gleich zwei Bibliotheken.
Klappentexterin: Was genau machst du in der Bibliothek?
Uta: Ich leite zwei öffentliche Bibliotheken. Das Team besteht größtenteils aus ehrenamtlichen Mitarbeitern, sodass ich ca. 50 Mitarbeiter habe.
KT: Hast du für deine Position studiert?
U: Ich habe Bibliothekswesen an der Fachhochschule Köln studiert und bin Diplom-Bibliothekarin (FH).
KT: Wie kann ich mir einen Tag in deinem Job vorstellen?
Mein Arbeitstag ist idealerweise eine Mischung aus Büro- und Servicezeiten. Ich verbringe sehr gerne Zeit im Kundenverkehr, habe aber auch andere Aufgaben, die nicht vernachlässigt werden dürfen. Während der Öffnungszeiten sitze ich an der Verbuchungstheke und erledige Ausleihen, Rückgaben, Vormerkungen (auch telefonisch), recherchiere Kundenwünsche und helfe bei der Literaturauswahl. Ich räume auch Medien zurück ins Regal, bestücke Präsentationsflächen, bereite die Räumlichkeiten auf Veranstaltungen vor. Der Kontakt mit den Kunden und ab und mal ein Schwätzchen mit einem Mitarbeiter an der Verbuchungstheke bereiten mir große Freude, meist kommen diese Zeiten aber zu kurz. Außerdem pendele ich täglich zwischen den beiden Bibliotheken, sodass mich jedes Team täglich zu Gesicht bekommt.
KT: Was sind die besonderen Herausforderungen?
U: Die offensichtliche Herausforderung ist wohl, zwei Läden in kürzester Zeit ans Laufen zu bringen und attraktiv und leistungsfähig zu gestalten. Die beiden Bibliotheken wurden erst 2009 eröffnet und laufen größtenteils mit ehrenamtlichen Mitarbeitern; ich bin die einzige Mitarbeiterin mit einer bibliothekarischen Ausbildung. Es gibt noch keine festen Routinen, wir stehen ständig vor neuen Situationen und Herausforderungen, denen wir so noch nicht begegnet sind.
Für mich eine unbekannte Größe war das Arbeiten mit ehrenamtlichen Kräften. Sie sind zwischen 16 und 83 Jahre alt, kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen und bringen verschiedene Erfahrungen mit. Definitiv eine große Herausforderung war es, aus dieser Gruppe Menschen Teams zu bilden und jedem das gleiche Grundwissen angedeihen zu lassen. Und, ohne mich loben zu wollen, das hat sehr gut geklappt, die Teams arbeiten zusammen, unterstützen sich gegenseitig, stehen füreinander ein, Freundschaften haben sich gebildet. Die größte Herausforderung, vor der ich täglich stehe, ist, die Menschen immer wieder positiv zu überraschen, mit Freundlichkeit, Service, Leistung, einem attraktiven Angebot und einem tollen Team. Neue Leser zu gewinnen und immer wieder zu begeistern.
KT: Wieviel Wert legst du auf Novitäten? Und welche Möglichkeiten hat eine Bibliothek in Sachen Budget?
U: Ich kann hier natürlich keine Zahlen nennen! Meine beiden Bibs sind als Bibliotheken im Aufbau in den Genuss von Landesmitteln gekommen, sodass wir eine gute Grundausstattung erwerben konnten.
Aktualität wird bei uns sehr groß geschrieben, die Titel der Spiegel-Bestsellerliste laufen per Standing Order. Durch die gute Zusammenarbeit mit dem lokalen Buchhandel und die Tipps der Leser haben wir auch immer zeitnah die neuesten Titel von beliebten Buchserien / Autoren da, die es nicht auf die Bestsellerliste schaffen.
Bei DVDs sind selbstverständlich die neuesten Filme und bei den Serien die letzten Staffeln im Bestand. Einzige Einschränkung hier ist der Jugendschutz, FSK 18 führen wir gar nicht.
KT: Was ist dein liebster Ort in der Bibliothek?
U: Generell halte ich mich sehr gerne im öffentlichen Bereich auf und streife durch die Regale. Beim Sortieren und Aufräumen fallen mir immer wieder tolle Sachen in die Hände, kommen mir neue Ideen. Das Mobiliar ist neu und beide Bibs haben schöne Sitzecken und Lesesessel.
Aber natürlich hab ich für mich auch kleine Paradiese, die dem Kunden nicht zugänglich sind, z. B. in Schwalmtal kann ich von meinem Büro aus über eine kleine Treppe in einen verwilderten (winzigen) Hinterhofgarten. Ich sitze in der Pause gerne auf der Treppe, trinke Kaffee und lese.
KT: Hast du schon mal in der Bibliothek übernachtet?
U: Nein, das hab ich noch nicht geschafft. Ich hab zwar schon Nachtschichten eingelegt, aber länger als bis zwei Uhr morgens war ich noch nie dort. Ich finde die Idee allerdings sehr schön, wir bieten auch Pyjama-Parties für Kinder an. Sicherlich wird da irgendwann auch mal eine Übernachtung mit bei sein.
KT: Beteiligt ihr euch auch an der Aktionswoche „Treffpunkt Bibliothek“?
U: Ja, bereits zum zweiten Mal. Unser Programm ist umfangreich, wir bieten Bastelnachmittage für Kinder, Krimilesung mit Weinprobe, Vorträge und Lesungen.
Die Klappentexterin dankt für das Interview und wünscht Uta weiterhin viel Erfolg!