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Es kommt, wie es kommt.

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Wer kennt nicht diese geflügelten Worte? Und hat diese Erfahrung schon öfter selbst gemacht. So geschieht es auch Rahel und Peter in Daniela Kriens neuem Roman »Der Brand«. Der ursprünglich geplante Urlaub in Bayern muss ausfallen, da die Ferienhütte abgebrannt ist. Ruth,  die Freundin ihrer verstorbenen Mutter, ruft Rahel genau an dem Tag an, an dem sich der Urlaub in Bayern zerschlagen hat. Und sie berichtet Rahel davon, dass ihr Mann Viktor einen Schlaganfall hatte und in eine Reha-Klinik an die Ostsee verlegt wurde, wo Ruth bei einer Freundin unterkommen kann. 

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Wenn Kühe Buchstabenmilch geben könnten.

Ich habe das Buch noch nicht einmal aufgeschlagen und bin schon verliebt. Das fällt mir auch nicht schwer bei dem wunderschönen Cover und dem Titel: „Ada liebt“. Da huscht ganz automatisch ein stilles Lächeln über meine Lippen, die Augen blitzen kurz auf und das Herz hüpft aufgeregt.

Viel ist schon über dieses Buch geschrieben worden, auch ich möchte meine Begegnung mit diesem Roman nach draußen rufen. Wie ungewöhnlich die Liebe zwischen Ada und Bo ist. Wie lesenswert und einzigartig! Nicole Balschun erzählt die Geschichte vom Sommer und Winter. Genauso kommt mir der Roman vor, ja, gegensätzlicher können zwei Liebende nicht sein. Ada ist ein Kopfmensch und Literaturwissenschaftlerin. Bo hat einen Bauernhof, melkt Kühe und arbeitet nebenbei als Sargträger.

Ada trifft Bo zum ersten Mal auf der Beerdigung ihrer Tante. Er taucht bei der dritten Strophe eines Liedes auf und in Ada regt sich sofort etwas, als sie Bo erblickt: „Ich sah ihn und dachte an meine Mutter, die mich immer gefragt hatte, kannst du es fühlen, Ada, und jetzt fühlte ich es und sah Bo an und mein Blick ging zu meinem Vater, der meine Hand nahm und leise weinte.“

Ada ist eine seltsame junge Frau, die ich öfter mal durchschütteln möchte, weil sie in mir ein Unbehagen auslöst und ich denke, sie könnte es viel einfacher haben, wenn sie nur wollte, aber nein, das möchte sie nicht. Stattdessen schiebt sie Tiefkühlpizzen in den Ofen und vergräbt sich in ihrer eigenen Welt, lässt Worte in ihrem Kopf wie Flugzeuge kreisen, die auf eine Landeerlaubnis warten. Statt ihnen die Erlaubnis zu erteilen, hält sie an deren Flüge fest und verfängt sich fast in einer Sprachlosigkeit, die viel kaputt macht und mich in den Wahnsinn treibt.

Schon als junges Mädchen ist Ada lieber mit sich allein. Einzig die Bücher sind ihre wahren Freunde, mit denen sie die Zeit verbringt, als Schülerin wie als junge Frau. Bo hingegen ist draußen im wirklichen Leben bei seinen Kühen und Schweinen glücklich. Wenn Ada bei ihm schläft, jucken ihre Füße und doch öffnet sich der Landwirt dieser geistigen Frau, die ihm aus Büchern vorliest. Diese Szenen sind so zauberhaft und herzergreifend, dass ich nur aus tiefstem Herzen seufzen kann. Ada hingegen bleibt stur. Sie kann sich zunächst nicht mit den landwirtschaftlichen Dingen anfreunden, denn „dieses Ziehen an den Eutern machte aus Bo etwas Tierhaftes, weil seine Finger und die gleichmäßige Bewegungen seines Körpers mit der Kuh verschmolzen und Bo Kuh wurde und ich Bo schön fand, wie er war, ohne Euter.“ Und doch ist da die Kraft der Liebe, die an ihr zieht, wie der Bauer am Euter seiner Kuh.

Diese Liebe ist wirklich zum Mäusemelken! Mitten im Winter hatte ich einen heißen Kopf und mein Bauch fuhr Achterbahn. Nicole Balschun hat mit der Leichtigkeit einer Feder ein kleines Liebesmelodram geschrieben, bei dem ich gleichzeitig schniefe und grinse. Die junge Autorin zeigt uns, dass die Liebe keine Grenzen kennt und auch vor einem Misthaufen nicht Halt macht. Ada ist eine Kratzbürste bester Güte, die so komisch ist, dass ich Bo für seine Geduld danke. Er ist das offene Feld und sie der zugeschüttete Graben. Die Autorin hebelt die melancholischen Töne aus und schenkt mir oft ein verschmitztes Lächeln. Und manchmal wünsche ich mir sogar, dass Kühe Buchstabenmilch gäben. Das würde Ada sicherlich glücklich stimmen und einiges erleichtern. Ja, die Liebe könnte so schön einfach sein, aber würde sie dann so wunderbare Romane wie diesen hervorbringen?

Nicole Balschun.
Ada liebt.
Februar 2012, 190 Seiten, 8,99 €.
DuMont Buchverlag.

Über die Autorin:

Nicole Balschun wurde 1975 in Leer geboren und studierte Literaturwissenschaften und das Lehramt an Förderschulen. Sie lebt mit ihren beiden Kindern in Hannover und hätte immer gern ein Hausschwein gehabt.