お誕生日おめでとうございます、村上さん

Heute wird ein ganz besonderer Autor 65 Jahre alt. Ein Autor, der mich in eine andere Literaturwelt geführt hat. 2003 habe ich seine Bücher für mich entdeckt und kann sie seitdem nicht mehr aus meinem Leben wegdenken. Viele von euch wissen bestimmt schon, vom wem hier die Rede ist. Lasst ihn uns also gemeinsam rufen: H-A-R-U-K-I M-U-R-A-K-A-M-I!

MURAKAMI_HARUKI_6956.TIF                                        © Markus Tedeskino / Ag.Focus

Wenn ich diesen Namen sage, bin ich einfach nur glücklich. Und gleichzeitig verzaubert. Ich werde einfach nicht müde, den Namen auf meinen Lippen zu formen. Er klingt sanft, weich, friedlich, wie ein ruhiger Morgenspaziergang zum Bäcker. Wenn ich Haruki Murakami ausspreche, passiert viel Schönes. Und ich denke an eine schwarze Katze mit weißen Ohren, die nur nachts aus ihrem Versteck hervorkommt, eine sportliche Figur hat und viele Kilometer zurücklegen kann. Die Sache mit der Nacht würde dem Autor nur halb gefallen, da er ein Frühaufsteher ist, um 22 Uhr ins Bett geht und tagsüber schreibt. Die Katze hingegen könnte den Marathonläufer zum Lächeln bringen. Miau!

kafka_strand

Ich glaube, wenn man einmal vom Murakami-Fieber befallen ist, bleibt man sein Leben lang infiziert. Nun, eigentlich ist es kein Fieber, sondern mehr Zauberei. Es gibt dort draußen viele Autoren und Autorinnen, von denen ich mich verneige. Doch Haruki Murakami sticht für mich hervor. Er ist ein Exot, ein ganz eigenes Universum, das mich magisch anzieht. Man weiß nie, wohin er uns führt. Was er vorhat. Was er sich denkt. Was er sagen will. Wir können nur deuten und unsere Köpfe wie Drähte glühen lassen. Wir sprühen Funken in seine Bücher, schütteln die Köpfe, werden fast verrückt, manchmal jedenfalls, und fühlen uns so gut dabei. Wir können philosophieren, experimentieren, phantasieren, ja, es geschieht viel mit seinen Geschichten, dass wir uns selbst vergessen und am Ende mit strahlenden Augen Spaghetti kochen während das Bügeleisen verführerisch zischt. Das ist die Welt von Haruki Murakami, der nach einem Baseballspiel beschlossen hat, zu schreiben. Sein Repertoire ist riesig, vielfältig und phantasievoll. Haruki Murakami ist ein Mythos, und er ist so zurückhaltend dabei, das an sich ist schon wieder faszinierend.

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In einem Beitrag, in dem ich über meinen ersten gelesenen Murakami Roman – Mister Aufziehvogel – berichtete, habe ich meine Begeisterung wie folgt beschrieben: Er war viel mehr als ein schräger japanischer Autor, er war eine Bombe, die meinen Geist zur Explosion brachte und gleichzeitig mein Herz auf wundersame Weise berührte. Seine Sprache hüllte mich ein und raubte mir den Verstand, obwohl man auch den Kopf braucht, um sich in Murakamis Welt fortbewegen zu können. Was für ein Gegensatz! Aber so ist das bei Murakami, in seinen Büchern lösen sich alle Gesetze und Formeln in Luft auf, aus einer festen Wirklichkeit wird eine schwimmende fantastische Welt der großen Wunder. Dieses Auflösen des Normalen und dabei trotzdem die Verbindung zu ganz gewöhnlichen Menschen nicht zu verlieren, das zeichnet für mich sein literarisches Schaffen aus.

murakami_laufschuhe

Haruki Murakami kreiert aus gewöhnlichen Alltagsbegebenheiten großartige Märchen. Murakami lässt seine Protagonisten in tiefe Brunnen fallen, Blutegel vom Himmel regnen und schafft zwei Monde, die am Himmel stehen. Noch nie habe ich so viele Beiträge zu einem Autor und seine Werke geschrieben wie zu Haruki Murakami. Hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und dort. Zudem nicht zu vergessen und unbedingt erwähnenswert sei an dieser Stelle das großartige Blog-Projekt Reading Murakami, das ich zusammen mit Ada Mitsou, Bibliophilin und Friederike seinerzeit ins Netz getragen habe.

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Wenn ich Bücher von Haruki Murakami verkaufe, ist das jedes Mal ein Erlebnis. Wie zwei Verbündete stehen wir uns gegenüber, der Kunde und ich. Sagen meistens nur ein Wort: „Großartig!“ Natürlich mit Ausrufezeichen, ein lautes Ausrufezeichen, bei dem man kerzengerade steht, plötzlich in die Höhe schießt und die Decke mit den Fingerspitzen berühren kann. Dann folgt meistens noch das hinterher: „Einzigartig!“ Wie ein Sonnenstrahl tanzt dieses zweite Wort zwischen den Menschen, zwei Fremde, sie sich gar nicht kennen und sich doch erstaunlich nah fühlen. Und weil das so schön ist, verfasse ich diesen Text noch in meiner Sportkluft und Musik im Ohr. Breit lächelnd überhöre ich das Knurren im Bauch, möchte nur dies schreiben und ganz im Murakami-Glück schwimmen.

blumenstrauss

22 Gedanken zu „お誕生日おめでとうございます、村上さん

  1. masuko13

    Liebe Klappentexterin, ja, heute ist sein Geburtstag! Und dein Beitrag ist wie eine tiefe Verneigung vor einem großen Autor. Du hast mit deinen Worten und den vielen schönen Fotos auch in mein Gesicht ein Lächeln gezaubert. Was für ein Tag. Ein Tag, der wie gemacht scheint für zwei Monde am Abendhimmel, oder? Und währenddessen stehen wir alle in der Küche und kochen Spaghetti.

    Verzauberte Grüße von Masuko

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    1. Klappentexterin Autor

      Liebe Masuko,
      hab ganz vielen für deine schönen Worte! Wir teilen die Begeisterung auf besondere Weise. So freue ich mich später auf deine Rezension zu seinem neuen Roman. Und wie passend gibt es heute Abend Spaghetti. Die werde ich dann ganz besonders genießen und in den Abendhimmel schauen hinauf zu den beiden Monden.

      Allerbeste murakamische Grüße,

      Klappentexterin

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  2. dasgrauesofa

    Liebe Klappentexterin,
    ich habe noch nicht „meinen“ ersten Murakami gelesen, da machst Du mich schon auf die vielen anderen Werke neugierig. Ich sehe schon, ich habe noch ganz viel nachzuholen, fange aber erst einmal mit der „Pilgerreise“ an, auf die ich schon mächtig gespannt bin. Vielen Dank für Deine schöne Hommage!
    Viele Grüße, Claudia

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    1. Klappentexterin Autor

      Liebe Claudia,
      oh, du Glückliche, da hast du – sollte es zwischen euch beiden funken – noch viele schöne Lesestunden vor dir. Als ich für die Fotos meine Murakami-Sammlung vor mir ausgebreitet hatte, bekam ich sofort große Lust, sie alle nochmal zu lesen. Immerhin ist es teilweise schon lange her, dass ich sie gelesen habe. Die Pilgerreise… ist in jedem Fall der ideale Einstieg, wurde das Buch doch an einigen Stellen vielen Lesern empfohlen, die bislang mit ihm nie ganz warm wurden. Ich wünsche dir eine ganz wunderbare Entdeckungsreise in die außergewöhnliche literarische Murakami-Welt!

      Viele Grüße,
      Klappentexterin

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  3. buchstabentraeume

    Wow, das ist ja ein tolles Murakami-Regal. 🙂 Ich habe bislang nur „Kafka am Strand“ von ihm gelesen, das ich sooo liebe. Und „1Q84 (Buch 1 & 2)“ liegt auf dem SuB, aber bislang kam ich noch nicht dazu, es zu genießen. Dafür brauche ich Ruhe und Zeit.

    Viele Grüße!

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    1. Klappentexterin Autor

      Wunderschön ist das Murakami-Regal – wie wahr – und es erfreut mich immer wieder. Irgendwann werde ich das eine oder andere Buch noch einmal aufschlagen und erneut darin eintauchen. Das stimmt, für Murakami braucht man Ruhe und Zeit. Zu kostbar sind die Sätze, die sich um die Augen legen, zu reichhaltig die Gedanken, die er uns Lesern schenkt. Möge dich bald die Ruhe umfangen und die Tür für schöne Murakamistunden öffnen.

      Herzlich,
      Klappentexterin

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  4. Caroline

    Danke für den schönen Beitrag! Ich lese gerade „1Q84“ und bin genauso begeistert wie von allen anderen Büchern, die ich bisher von ihm gelesen habe.

    Liebe Grüße,
    Caro

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    1. Klappentexterin Autor

      Ich danke dir für deinen Besuch, liebe Caro, und wünsche dir weiterhin aufregende Lesestunden mit diesem bemerkenswerten Buch! Ich habe es damals sehr gern gelesen und weiß daher mit einem Lächeln, wovon du sprichst.

      Liebe Grüße,
      Klappentexterin

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  5. buechermaniac

    Und was man auch noch sagen muss, liebe Klappentexterin, auch wenn es vielleicht Nebensache ist, seine Bücher sind sehr dekorativ und machen die Regale bunt wie dein Frühlingsstrauss!

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  6. philosworte

    Mein erster Murakami mit vielleicht 13, vielleicht 15 Jahren war auch eine Art Explosion – und ist es jedes mal wieder, wenn ich ein Buch von ihm finde, das ich noch nicht gelesen habe.
    Vielen Dank für diese so treffende Geburtstags“rede“,
    Philo

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  7. Pingback: Gefährliche Geliebte | Literaturgefluester

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  9. mifrba

    Besonders schön fand ich jedoch seine frühen Bücher als suhrkamp-Taschenbücher
    (Die hatten so ein verschwommenes Foto drauf, wenn ich mich genau erinnern kann).

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