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Goodbye and Hello!

Fangen wir erst einmal mit dem Goodbye an und blicken auf das Jahr 2015. Das Hello zum neuen Jahr könnt ihr dann in ein paar Tagen hier lesen. Es war ein verrücktes, aufregendes, schönes und ein gleichsam sehr bewegendes und trauriges 2015. Ein Jahr schlimmer Ereignisse und vieler Abschiede, die mich immer noch ganz still werden lassen. Ich habe überlegt, ob ich mich einreihen soll in die Schlange der zahlreichen Rückblicke. Während mein Verstand noch abwog, rief das Herz: »Ja, unbedingt!« Für all die Menschen und Bücher, die mich dieses Jahr beglückt haben, möchte ich die Tasten hüpfen lassen. Denn es gab sie zu genüge: Bezaubernde Augenblicke, in denen ich die Kraft der Literatur mit allen Sinnen gespürt habe. Und die mich mit Dankbarkeit erfüllen.

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Dein ♥ Autor und du.

Wir haben sie alle: Unsere Lieblingsautoren. Jedesmal freuen wir uns auf ihre Neuerscheinungen und sind glücklich, sie entdeckt zu haben. Manchmal reicht das nicht. Wir wollen mehr und besuchen ihre Lesungen. So ist es auch mir ergangen, etliche Male. Und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, es sei ein gewöhnlicher Abend gewesen. Nein, das war es nicht und das wird es nie sein. Never! Ich freue mich immer wieder, bin aufgeregt als hätte ich meinen ersten Schultag vor mir und habe am Anfang eine große Klappe. Mit erhobenem Kopf sitze ich auf meinem Stuhl, wippe leicht und sage dann: „Nach der Lesung gehe ich nach vorn und hole mir meine Unterschrift.“ Locker, leicht wie eine Schneeflocke, die vom Himmel herabrieselt? Weit gefehlt. Kaum, dass die Lesung zu Ende ist, pumpt mein Herz wie blöde, rast das ganze Blut in meinen Kopf und ich sehe aus wie ein Rotbäckchen.

Ich erinnere mich beispielsweise an meine Begegnung mit Katja Lange-Müller an einem kalten Wintertag im Buchhändlerkeller. Dort las die Berliner Autorin aus ihrem Roman „Böse Schafe“. Die Lesung war großartig, weil die Schriftstellerin eine unglaubliche Stimme hat. Außerdem zählt Katja Lange-Müller zu den Autorinnen, die hervorragend lesen können. Man hängt als Zuhörerin förmlich an ihren Lippen. Mit dem Vortragen hat sie dem Buch noch einen anderen Ton gegeben als ich ihn bisher mit den Augen erfasst hatte. Im Anschluss wollte ich zu ihr hingehen und sagen: „Ich habe Ihren großartigen Roman jeden Kunden empfohlen und Julia Francks Mittagsfrau aus den Händen gezerrt und gesagt: „Das sollten Sie lesen, denn Frau Lange-Müller ist die eigentliche Gewinnerin des Deutschen Buchpreises!“

Katja Lange-Müller war 2007 zusammen mit Julia Franck für den Deutschen Buchpreis nominiert worden. Für mich war Katja Lange-Müller die Gewinnern. Böse Schafe fand ich einfach überwältigend. Um so enttäuschter war ich, dass es für die Autorin nicht geklappt hat. Das hielt mich allerdings nicht davon ab, dem Werk beharrlich meine Ehre zu erweisen und dies weiter zu geben. Ist es mir geglückt? Und ob! Manchmal guckten mich die Kunden verdutzt an. Dann habe ich einfach Denis Scheck zitiert: „Vertrauen Sie mir. Ich weiß, was ich tue.“

All das wollte ich Katja Lange-Müller sagen. Wollte, wollte, wollte. Und saß nach der Lesung wie festgeklebt auf dem Stuhl sitzen. „Los mach schon“, feuerte mich meine Freundin an. Mein Mund war trocken, mein Herz, oh nein, das kann ich nicht sagen, wie es klopfte. Aber irgendwie habe ich es geschafft, bin zu ihr hin und habe erst stockend, dann fließend berichtet, alles habe ich gesagt. Sie hat mir zugehört, gelächelt und daraufhin schöne Sachen geantwortet. Leider war ich nicht die Einzige, die den Mut gefunden hatte. Und so musste ich mich bald verabschieden.

Was mir bleibt und keiner nehmen kann, ist eine Unterschrift in meinem Buch und das Wissen, das Autoren auch nur Menschen sind wie du und ich.

Was mich nun beschäftigt: Bin ich die Einzige mit dem roten Kopf und dem springendem Herzen, was die Sache angeht? Habt ihr schon selbst ähnliche Erfahrungen gesammelt? Das interessiert mich wirklich brennend!