La dolce vita!

bologna_cafe_gangIn den vergangenen beiden Wochen war es um die Klappentexterin ein bisschen ruhiger. Nein, ich habe nicht gestreikt, sondern mich einfach in die Arme des Müßiggangs fallen lassen. In meiner Lese-Auszeit konnte ich allerhand feine Sachen und wunderbare Glücksmomente erleben, die ich ungern ganz allein für mich behalten möchte.

Während meiner Auszeit habe ich so viel gelesen, dass ich jetzt Sterne in den Augen habe. Über den Großteil darf ich noch nichts sagen, weil die Bücher erst noch erscheinen. Es kribbelt mir wirklich in den Fingern, aber die Herbstneuheiten haben erst in ein paar Wochen ihren großen Auftritt. Ihr könnt euch freuen, denn es sind wieder schöne Schätze unter ihnen, die sicherlich auch eure Augen zum Leuchten bringen werden.

Unter meinen bibliophilen Freunden waren genauso Bücher dabei, die ich immer schon mal lesen wollte, wie das Geschenk einer lieben Freundin:

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»Das etruskische Lächeln« von José Luis Sampedro ist eine unglaublich menschliche, lebensbejahende Lektüre, die vor allem durch die Hauptfigur Salvatore „Bruno“ Roncone zutiefst beeindruckt. Der ehemalige Widerstandskämpfer, der sein Leben lang ein Bauernleben geführt hat, muss wegen seiner Krankheit zu seinem Sohn nach Mailand ziehen. Wie ein knurrender Hund betritt er sein neues Domizil in der Wohnung seines Sohnes und dessen Ehefrau. Doch es bleibt nicht finster. Die Sonne geht auf – dank eines persönlichen Helden. Sein kleiner, nach ihm benannter Enkel, zieht dem Alten den Stachel des Ärgers aus dem Herzen, wie auch die Begegnung mit einer Frau. Ganz bezaubernd sind die vielen Stunden, in denen sich der Alte um den kleinen Bruno kümmert. Er setzt sich beispielsweise nachts an sein Bett und erzählt ihm Geschichten aus seinem Leben oder verwandelt für ihn den Staubsauger zum Pferd für den Lütten. Noch jetzt macht mein Herz einen Sprung, wenn ich an den eigenwilligen und liebenswerten Mann zurückdenke. Dieses Buch ist eine Empfehlung für glückliche Lesestunden und für jeden Italienurlaub.

Italien – welch ein schönes Stichwort, an das hänge ich mich, denn hier geht es weiter. Direkt nach Bologna. Die Stadt empfing mich und meinen Liebsten für eine Woche und war so gut zu uns. Herzliche Menschen, kleine, verträumte Gassen und Arkaden, himmlisches Essen sowie vielerlei schöne bibliophile Momente entzückten uns im höchsten Maße. Wenn die Klappentexterin auf Reisen geht, braucht sie natürlich auch Bücher und Buchhandlungen um sich. Ganz besonders war das Gefühl, als ich in Bolognas ältester Buchhandlung »Libreria A. Nanni« stand. Der Blick innen – und außen war überwältigend. Schaut selbst:

libreria_a_nanni_bologna

Zurück in Berlin erwarteten mich gleich mehrere schöne Überraschungen. So erreichte mich ein neuer, leichter Lesegefährte, den ich bereits eingeweiht habe und über den ich demnächst in aller Ausführlichkeit berichten werde:

tolino_vision_2Und auch wundervolle Post vom Dumont Verlag gelangte in die Hände der Urlauberin, die besonders bei Murakamis Buch gejubelt hat! Juchu – und vielen Dank nach Köln!

murakami_wolitzerDas neue Buch von Haruki Murakami (»Wenn der Wind singt / Pinball 1973«) trug ich am vergangenen Freitag gleich ins japanischen Begegnungszentrum Tsukushiya. Dort sollte mich und masuko ein wunderschöner, unvergesslicher Murakami-Abend empfangen.

murakami_abend_fensterZu Gast war Ursula Gräfe, die Haruki Murakamis Werke (und noch andere japanische Autoren) aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzt. Ganz zu Anfang las der Leiter vom Tsukushiya auf Japanisch aus dem Erzählungsband »Von Männern, die keine Frauen haben«. Das war ein ganz besonderer Augenblick – wie auch die folgenden, als Urusla Gräfe ihre übersetzte Arbeit vortrug. Dazu las sie ebenfalls aus Murakamis Büchern »Von Männern, die keine Frauen haben« und dem neuem Buch »Wenn der Wind singt / Pinball 1973« vor. Später erfuhren wir im Gespräch mit Rainer Wieland, dass das Vorlesen in ihrer Arbeit eine bedeutende Rolle einnimmt. Erst durchs laute Vorlesen höre sie oder ihr Mann, ob der Text stimmig sei. Das interessante Gespräch führte uns vor Augen, wie komplex die Tätigkeit des Übersetzens ist, gerade aus dem Japanischen, wo es beispielsweise keine Relativsätze oder Artikel gibt.

In der abschließenden Fragezeit meldete sich u.a. ein Herr aus dem Publikum und berichtete etwas erstaunlich Schönes. Er habe mit seinen Studenten einen von Ursula Gräfe übersetzten Text aus »Kafka am Strand« ins Japanische übersetzt und die Trefferquote war deckungsgleich. Große Begeisterung auch bei uns. Ja, hier saßen wahrlich treue und glückliche Murakamifans, die alles über ihren Autor aufsaugen wollten und überdies durch die vielen interessanten Antworten der Übersetzerin freudig bereichert worden. Zum krönenden Abschluss durften wir unsere Bücher – ob am stand der „Moby Dick Buchhandlung“ gekauft oder selbst mitgebrachte – von der Übersetzerin signieren lassen. Das habe ich mit größter Freude getan, wie ihr sehen könnt:

ursula_gräfe_klappentexterinSo, geht eine wunderschöne Urlaubszeit zu Ende, die ich noch lange wie all die Erlebnisse in meinem Herzen bewahren werde.

18 Gedanken zu „La dolce vita!

  1. masuko13

    Von Italien nach Japan – ein wirklich schöner Trip, an dem du uns mit deiner tollen Rezension teilhaben lässt. Irgendwann muss ich wohl auch mal durch Bologna schlendern!
    Was ich ziemlich bald machen werde – den Roman „Das etruskische Lächeln“ ein zweites Mal lesen. Unvergessen ist auch mir der alte Mann mit seinem kleinen Enkel. Ich verspüre richtige Sehnsucht nach den beiden –
    Mein Wochenende gehörte nach der Begegnung im „Tsukushiya“ ganz dem großen Meister. Murakamis beiden ersten Romane aus den 70er Jahren zu lesen, war unbeschreiblich aufregend. Ich bin Ratte aus „Wilde Schafsjagd“ begegnet!!
    Hab noch einen schönen Pfingstmontag, masuko

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    1. Klappentexterin Autor

      Liebe masuko,
      die Reise von Bologna nach Japan war ein wirklich schöner Trip! jetzt verstehe ich dein geheimnisvolles Lächeln zu »Das etruskische Lächeln«. Ich kann daher nachvollziehen, dass du nach langer Zeit in dieses besondere Buch nochmals eintauchen möchtest.

      Die Freude über den neuen Murakami teile ich mit dir und bin schon jetzt sehr auf deine Rezension gespannt!

      Liebe Grüße
      Klappentexterin

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  2. buzzaldrinsblog

    Die Bilder aus der Buchhandlung sind ja wahrlich überwältigend, danke, dass du uns diese wunderbaren Fotos mitgebracht hast! 🙂
    Der Murakami-Abend klingt auch ganz wunderbar – ich habe ja vor vielen Monaten Ursula Gräfe mal für meinen Blog interviewt. Ich finde die Arbeit von Übersetzern einfach immer wieder faszinierend und bewundernswert.

    Liebe Grüße
    Mara

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    1. Klappentexterin Autor

      Liebe Mara,
      ganz lieben Dank für deinen Besuch und deine geteilte Begeisterung. Manche Dinge sind einfach so schön, dass man manchmal gar nicht weiß, ob man das alles träumt oder nicht, nicht wahr?
      Eine wirklich beachtenswerte Leistung ist die Übersetzertätigkeit. Übrigens gibt es bei mir bald auch ein Interview mit Ursula Gräfe. Stimmt, ich erinnere mich an dein Interview. Magst du mir vielleicht den Link hinterlassen? Dann kann ich mit zu dir verlinken.

      Liebe Grüße
      Klappentexterin

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  3. Ailis

    Das klingt nach einem gleichzeitig anregenden und entspannenden Leseurlaub; ich freue mich, Dich so strahlen zu sehen! Ganz liebe Grüße, Ailis.

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  4. Stefanie

    Danke für die schönen Eindrücke und die wunderbaren Anregungen!!
    Die Buchhandlung in Bologna sieht wirklich toll aus, ein Traum für jeden Bücherliebhaber! Auf Reisen liebe ich es auch, neue Buchhandlungen zu entdecken und ausführlich zu schmökern (sofern ich die Landessprache verstehe 😉 ).
    Liebe Grüße
    Stefanie

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    1. Klappentexterin Autor

      Einmal Bücherfreund, immer Bücherfreund. 😉 Da ist so ein Gen in uns, das uns immer und überall zu unseren bibliophilen Freunden führt. In diesem Sinne, vielen lieben Dank!

      Liebe Grüße
      Klappentexterin

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  5. caterina

    Ach, wie schön! Vor allem die Passage über Bologna, eine Stadt, an der – wie du weißt – mein Herz hängt. Ein herzliches Willkommen zurück und ganz liebe Grüße!

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    1. Klappentexterin Autor

      Für dich fühlt sich die Bologna-Passage sicherlich ein bisschen wie nach-Hause-kommen an, oder? Hab in Bologna oft an dich gedacht. Merci für deine Willkommensgrüße!

      Alles Liebe
      Klappentexterin

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