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Und »Sommerdiebe« geht an…

… Eva von kutabu! Herzlichen Glückwunsch! Du hast »Sommerdiebe« von Truman Capote gewonnen. Liebe Gewinnerin, schick bitte eine eMail mit Deiner Adresse an klappentexterin@hotmail.de. Das Buch geht dann schnellstmöglichst auf den Weg. Viel Freude damit! Euch anderen danke ich für die Teilnahme und die schönen Kommentare. Freut mich sehr zu lesen, wie beliebt Truman Capote nach wie vor ist.

Truman Capote. Immer und immer wieder.

Truman Capote ist einer meiner großen literarischen Helden und hat mein Stilbewusstsein im doppelten Sinne wachgeküsst. Als ich »Frühstück bei Tiffany« mit der bezaubernden Audrey Hepburn sah, war’s das erste Mal um mich geschehen. Mit zarten vierzehn Jahren wusste ich noch nicht, dass es sich um eine Literaturverfilmung handelt. Und ich den Autor Truman Capote erst einige Jahre später entdecken würde. Ich saß einfach nur mit glänzenden Augen vorm Fernseher und war beschwipst von all dem Schönen und dem Stil, besonders von der bezaubernden Audrey. Kurz spürte ich ein Ziehen in meiner Herzgegend und hatte zum ersten Mal das Gefühl, in einer falschen Zeit geboren zu sein. Ich wollte in den Film hineinkriechen und die gleiche Kleidung wie Holly Golightly tragen. Die unglaublich schöne schlichte Eleganz! Und die frechen, charmanten Dialoge. Gleichzeitig war da die leichte Melancholie, die wie ein Lufthauch katzengleich um die Ecke schleicht. Das Zusammenspiel war unglaublich faszinierend, und die kleine Klappentexterin glücklich. Kein Wunder, dass ich den Film bis heute unzählige Male gesehen habe. Weiterlesen

Schöne Bücher. Zur schönsten Jahreszeit.

Die Großstadt fühlt sich dieser Tage viel leichter an. Die Straßen sind leerer und die Menschen weniger gestresst. Dies sind alles Indizien dafür, dass etwas anders ist. Klar, die Urlaubszeit ist da. Einen Großteil der Menschen hat sie bereits mitgenommen, während die anderen hier noch ausharren und warten, bis sie an der Reihe sind. Mein Urlaub ist noch in weiter Ferne, aber das Fernweh hat sich trotzdem schon zu mir gesellt. Nur kann ich nicht zaubern, doch meine Bücher können es, indem sie mich in ferne Welten und Zeiten tragen. So ist eine kleine Sammlung an Büchern entstanden, die den Sommer atmen und mir das ganz besondere Gefühl schenken. Vielleicht stecken sie euch ebenso an. Oder habt ihr selbst welche, von denen ihr mir berichten möchtet? Immer her damit! Eine literarische Urlaubshungrige dankt und wünscht euch weiterhin einen schönen Sommer. Weiterlesen

Auf der Welle der Eleganz.

yachten_dergleichen

Truman Capote schafft es bei mir immer wieder, einen Sauregurkentag in einen Süßholztag zu verwandeln. Zu dieser Erkenntnis brachte mich erneut der neue Erzählband Yachten und dergleichen. Unlängst erschienen beim Kein & Aber Verlag in einer entzückenden Handschmeichler-Ausgabe, die in jede Damenhandtasche passt. Das hätte dem stilvollen Autor sicherlich gut gefallen.

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Ein Dolchstoß ins Herz.

cather

Während ich diese Zeilen schreibe, fällt der Schnee bedächtig auf unsere große Stadt. Ich höre die umarmende Stille und denke: Eine schönere Kulisse könnte es für dieses Werk nicht geben. „Mein ärgster Feind“ von Willa Cather verdient diese Ruhe und Aufmerksamkeit, weil es ein Buch ist, das den Kopf erhitzt und im höchsten Maße beeindruckt.

Als dieser schmale Roman im Jahre 1926 erschien, war er ein Exot. Zur damaligen Zeit war es unüblich so offen über die Ehe und Liebe zu schreiben wie es Willa Cather mit „Mein ärgster Feind“ getan hat. Willa Cather erzählt die Geschichte aus der Sicht der jungen Nellie, die mit 15 Jahren zum ersten Mal auf Myra Henshawe trifft. Die extravagante Frau fasziniert Nellie sofort. „Obwohl sie nicht größer war als ich, fühlte ich mich vollkommen überwältigt von ihr – dumm, hoffnungslos plump und dumm.“ Nellie hatte bis dahin nur von Myra Henshawe und ihrer Legende gehört. Nun steht die Frau vor ihr und Nellie ist überwältigt, fühlt sich von ihrer direkten Art überfordert. Wurde Nellie doch bislang von ihrer Mutter und Tante mit Samthandschuhen angefasst, öffnet sich Myra Henshawe wie eine Schleuse.

Kurze Zeit später reist Nellie mit ihrer Tante Lydia über die Weihnachtsfeiertage nach New York und besucht das Ehepaar Henshawe. Dort beobachtet Nellie zwischen Myra und ihrem Mann Oswald eine Auseinandersetzung, die sie zutiefst aufrüttelt: „Alles um mich wirkte bedrohlich. Wenn die Menschen ihre Freundlichkeit verlieren, und es nur für wenige Augenblicke, dann fürchten wir uns vor ihnen ebenso, als hätten sie den Verstand verloren. Wenn die Freundlichkeit nicht länger da ist, wo wir sie immer vorgefunden haben, ist es, als würden wir Schiffbruch erleiden; wir stürzen aus der Sicherheit in etwas Heimtückisches und Bodenloses.“ Danach bekommt Nellies romantisches Bild von der Liebe hässliche Risse. Sie verblassen Jahre später, als sie das Ehepaar unter anderen Umständen wieder trifft. Dann erkennt sie die andere Seite der Liebe.

Dieses Buch geht unter die Haut. Nicht plötzlich mit einem Schnitt, sondern langsam und sanft wie Schneeflocken. Willa Cather erzählt subtil und zieht die Tragödie aus der Tiefe bedächtig nach oben. Zunächst sieht man sie nicht, und doch nehme ich sie schattenhaft wahr. Die 1873 geborene Autorin hat mit Myra Henshawe eine schillernde, liebenswürdige und auffällige Frau erschaffen, ein Mensch so stark wie ein Baum. Die Sätze aus ihrem Mund treffen mich wie scharfes Geschütz und hinterlassen ein lautes Echo. Sie spricht, was sie denkt, ohne die Dinge zu beschönigen. „Wir waren nie wirklich glücklich. Ich bin eine habgierige, selbstsüchtige, oberflächliche Frau; ich wollte immer Erfolg und eine besondere Stellung in der Welt. Jetzt bin ich alt und krank und sehe aus wie eine Vogelscheuche, aber unter meinesgleichen hätte ich noch immer die rechte Gesellschaft; ich wäre von zuvorkommenden Menschen mit höflichen Manieren umgeben und müsste mir nicht von irgendwelchen Rohlingen das Hirn aus dem Kopf trampeln lassen.“ Dadurch erzeugt die Autorin ein Brodeln, das mich verunsichert. Einerseits horche ich erschrocken auf, andererseits schiebt sich ein Lächeln dazwischen, wenige Sekunden nur, aber es ist da, ein Lächeln der Kraft und der Hochachtung.

„Mein ärgster Feind“ ist nur knapp hundert Seiten lang, trotzdem hat das Buch das Gewicht eines umfangreichen Werkes. Stellt euch eine dünne Eisschicht vor, die mehr trägt als es eigentlich möglich ist. Wir schlagen die Hände vors Gesicht, sind fassungslos, überrascht und beeindruckt. So erging es mir mit diesem Werk. Willa Cather erzählt dicht und holt den Leser ganz nah heran.

Was mich besonders beeindruckt hat, sind die einzelnen perfekt gezeichneten Charaktere sowie das Wechselspiel zwischen den lauten Konflikten und den stillen Momenten. Ergreifend lesen sich Sätze wie dieser: „Die Liebe selbst bringt doch schon fast alles Unglück dieser Welt über eine Frau.“ Radikal und offen in der Sprache, fernab von den avantgardistischen Techniken ihrer europäischen Schriftstellerkolleginnen wie Gertrude Stein oder Djuna Barnes, entfaltet Willa Cather ihre eigene Stimme, die klare und bodenständige Züge aufweist. Der Roman ist schonungslos. Die Autorin rechnet mit der schönen Romantik ab und pustet einer Eiskönigin gleich schneidende Kälte in das Reich der Liebe. Ja, diese Geschichte ist wie ein Dolchstoß mitten ins Herz.

Für mich ist die Pulitzer-Preisträgerin eine bereichende Entdeckung, die ich Truman Capote zu verdanken habe. Capote verehrte Willa Cather und schrieb nur wenige Tage vor seinem Tod „Remembering Willa Cather“. In dem deutschsprachigen Buch „Die Hunde bellen“ – eine Sammlung von Capotes Reportagen und Porträts – ist diese Begegnung aufgeführt, eine zu Herzen gehende Geschichte vom jungen Capote und der erfahrenen Willa Cather.

Mehr über Willa Cather erfahrt ihr hier: (http://www.berlinerliteraturkritik.de/detailseite/artikel/truman-capotes-idol-willa-cather.html).

Willa Cather.
Mein ärgster Feind.
Mai 2011, 112 Seiten, 7,99 €.
btb.