
Wenig, wenn ich mir Leonard Cohens „Buch der Sehnsüchte“ genau betrachte. Der Sänger schreibt in einer eigenen poetischen Sprache über Liebe, Träume, Sehnsüchte, aber auch über Wut und Schmerz. Über allem weht ein feiner fernöstlicher Hauch, wohl auch deshalb, weil die Arbeiten größtenteils während eines Aufenthalts in einem zen-buddhistischen Kloster entstanden sind. Die Gedichte haben eine moderne Form und erzählen sensibel kleine Geschichten aus dem Leben eines Mannes, der einiges erlebt hat und trotzdem nicht satt ist. Ältere Männer haben ebenfalls einiges zu verdauen. Das sagt mir der Sänger mit seinem Werk. Er schreibt über Frauen, nach deren Nähe er sich sehnt, über eigene Kollisionen, die er reflektiert oder über Träume, denen er nachhängt.
Manche Gedichte sind zart wie junge Blütenblätter, andere fühlen sich hart an und wieder andere treiben die Schamesröte ins Gesicht, weil sie so offen sind. Hier und da tauchen längere Stücke auf, kleine Fragmente, die keine Romanform wünschen und sich von Gedichten würdevoll abgrenzen. Ebenso beeindruckend sind die Zeichnungen, die sich zu den Gedanken reihen. Auf denen verharre ich manchmal länger, denn in ihnen wohnen große Geschichten und Gefühle.
Dies ist ein schöner, poetischer Schatz an Gedanken, in dem ich mich immer wieder gern verliere, selbst wenn mir manches fremd und seltsam erscheint. Ich lese das Buch zwischendurch, wenn ich eine Atempause nach einem langen Roman brauche oder wenn mir nach wenigen Worten ist, die mir viel zu erzählen haben, vor allem von der Sehnsucht, die so süß und verführerisch ist…
Leonard Cohen.
Buch der Sehnsüchte.
April 2010, 240 Seiten, 9,- €.
btb.