Schlagwort-Archive: Literatur

Das Leben ist eine Reise.

Ein Blick aufs Meer verursacht ja oft Fernweh, und auch der Roman „Offene See“ ist eine Einladung zu einer Reise. Der Autor Benjamin Myers nimmt uns mit ins England der späten Vierziger Jahre, der Zweite Weltkrieg ist endlich vorbei, alle atmen auf, doch die Narben sind noch spürbar. Genauso wie beim Protagonisten dieses vielfach gelobten Romans – Robert ging als Kind in den Krieg und kehrt als junger Mann zurück.

In seinem Rucksack trägt er nach den aufregenden Erlebnissen eine unbändige Sehnsucht nach Natur und – vor allem – dem Meer. So macht sich Robert auf den Weg, eine Wanderung mit offenem Ausgang, der wir uns nur zu gern anschließen. Das Buch wurde schon vor Erscheinen überschwänglich gelobt, und das nicht nur wegen seiner wundervoll anmutenden äußeren Erscheinung. Wir Buchhändler sind ja so etwas wie Goldgräber: Aufmerksam und neugierig forschen wir bei den zahlreichen Neuerscheinungen nach herausragenden Titeln. Weiterlesen

Von beeindruckender Größe: der beste Freund des Menschen.

Neulich, so schien es, hatte mich die Schreibblockade gepackt. Jegliche Lust am Rezensieren war mit dem steifen Wind über die Nordsee verflogen. Bis zu jenem Sonntag, an dem ich Der Freund von Sigrid Nunez aufschlug und anfing, darin zu lesen. Von Seite zu Seite spürte ich mehr, wie die leuchtende Kraft der Inspiration aus ihrer unfreiwilligen Pause zurückkam.

Bald hüpfte ich durch die Wohnung und versuchte, die Horde herumgaloppierenden Pferden in meinem Geist zu zähmen. Nun sitze ich am Computer, die Pferde haben sich mittlerweile beruhigt, zupfen gemächlich am Gras und blicken mich mitunter an. Als würden sie sagen: Los mach schon! Schreib, was du zu schreiben hast. Also tippe ich, erst vorsichtig und schließlich immer schneller, Sätze über ein Buch, dem ich sehr viel verdanke. Weiterlesen

Willkommen Niederlande und Flandern!

img_5121Die Wetterprognose für die nächsten Tage in der Bücherwelt: Sehr stürmisch. Denn es stehen große Ereignisse an. Zunächst wird am kommenden Donnerstag der Literaturnobelpreis vergeben. Einige Tage später, am 17. Oktober, erfolgt die Bekanntgabe des Deutschen Buchpreises und dann öffnet auch schon die Frankfurter Buchmesse ihre Pforten. Da wird Adrenalin frei! Und viele Gründe, um aufgeregt in die Tasten zu klopfen und euch mit spannenden Beiträgen zu beglücken.

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Lesen. Immer und überall.

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Woran man einen Bücherwurm erkennt. Daran, dass er immer und überall liest. Bei Regen, Wind, Schnee und Sonne. Er kann vollkommen verstummen und den Lärm um sich ausblenden, ganz eintauchen in die raschelnden Seiten seines Buches. Eine Oase der Stille und gleichzeitig eine Reise ohne Koffer und Tasche. So stand ich heute am Berliner Hauptbahnhof, wartete auf meine Verabredungen und hatte plötzlich dieses Bild vor Augen. Eine lesende Klappentexterin. Welch‘ schöne Momentaufnahme! Buch in der Hand, die Sonne als lachende Zeugin. So sende ich euch einen lieben Gruß. An diejenigen, die diese Tage zur Leipziger Buchmesse eilen und an alle, die zu Hause bleiben. In jedem Fall ist eins sonnenklar: Die Bücherwelt ist eine ganz besondere, die immer wieder inspiriert, viele Menschen zusammenbringt und eine große Leuchtkraft hat.

Spaziergang durch die Weltliteratur.

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Dieses Buch habe ich in mein Herz geschlossen. Weil es von den Königsfedern dieser Welt gefüllt ist und damit eine richtige Juwelensammlung darstellt. So eine, wie man sie sich zu gern an den Tannenbaum hängen möchte. Da sehe ich es als Selbstverständlichkeit, dass ich dieses fantastische Werk auf meinen Blog trage, um ihn damit zu schmücken.

Die wundervolle Anthologie „Jetzt auf allen Bestsellerlisten!“ wurde von Daniel Keel und Daniel Kampa zum 60-jährigen Verlagsjubiläum herausgegeben. Der verstorbene Daniel Keel hat somit ein besonderes Vermächtnis an seine Autoren und uns Lesern hinterlassen. Noch nicht aufgeschlagen, strömt mir bereits die Liebe zum besonderen Buch entgegen. Die entzückende Illustration von Jean-Jacques Sempé auf dem Buchcover beglückt und weckt die Vorfreude aus dem Winterschlaf. Beim Stöbern durch die Inhaltsangabe springen mir etliche „Ahs!“ und „Ohs!“ aus dem Mund, denn ich entdeckte viele mir wohlgesonnene Autoren. Sie winken mir zu und öffnen ihre Türen. Plötzlich sitze ich bei ihnen, lese erstaunt Neues, stoße auf vertraute Klänge, bin tief bewegt, doch schon im nächsten Moment kitzeln sie mir ein Lachen aus dem Bauch und verwöhnen mich mit Liebkosungen literarischer Art. Dies ist ein Hochgenuss des Lesens, so köstlich wie Champagner. Eine Juwelsammlung eben.

Dieses Buch ist wie ein Spaziergang durch die große Weltliteratur. Hier sind sie alle vereint: Patrick Süskind, John Irving, Bernhard Schlink, Ray Bradbury, Joachim Ringelnatz, Benedict Wells, Yael Hedaya, Donna Leon, Kurt Tucholsky, Joseph Roth, Conni Palmen, Carson McCullers, Meir Shalev, Andrea De Carlo, Friedrich Dürrenmatt, Raymond Chandler, Georges Simenon … 60 sind es an der Zahl – zeitgenössische treffen auf klassische SchriftstellerInnen und alle haben eins gemeinsam: Die Liebe zur Literatur. Das ist auch das große Thema, das sich in vier Kategorien aufteilt: Leser, Literaten, Literaturbetrieb, Leselaster. Die Erzählungen sind wie das Leben selbst – unwahrscheinlich abwechslungsreich, ein buntes Kaleidoskop, in das man immer wieder schauen möchte, weil es eine Menge zu entdecken gibt. Es sind nicht nur Kurzgeschichten dabei, auch Auszüge aus Romanen, die zum Thema passen. Die 65 Geschichten entführen mich in die Welt der Literatur. Sie zeigen wieder einmal wie reichhaltig sie ist und warum ich sie so liebe.

So gibt es Schmunzelmomente, wie mit Patrick Süskind, als er in „Amnesie in litteris“ von seinen Lesererlebnissen und den einsetzenden Lücken erzählt. Wie schnell er Gelesenes vergisst, sogar, dass er selbst ein Buch gelesen und wichtige Stelle angestrichen hat. Da nehmen Sie mir wirklich eine große Last, Herr Süskind! Wie oft habe ich an meinem Verstand gezweifelt, weil mir die Inhalte von Büchern nach einer bestimmten Zeit einfach entfallen sind. Als wäre ein Wüstensturm durch mein Gedächtnis gebraust. Viel gelacht habe ich auch beim kurzweiligen Stück von Kurt Tucholsky. „Wo lesen wir unsere Bücher?“ – die Überschrift sagt schon alles. Gleich der Beginn versetzt mich in großes Entzücken: „Wo-? Im Fahren. Denn in dieser Position, sitzend-bewegt, will der Mensch sich verzaubern lassen, besonders wenn er die Umgebung so genau kennt wie der Fahrgast der Linie 57 morgens um halb neun. Da liest er die Zeitung. Wenn er aber zurückfährt, dann liest er ein Buch.“ Ist denn das die Möglichkeit? Kurt Tucholsky hat mich ertappt. Gut, die Bahnlinie ist eine andere, mit der ich morgens fahre, und ich lese bereits auf dem Hinweg ein Buch, aber ansonsten stimmt alles haargenau. Danach folgen weitere Beschreibungen der Leseorte, die äußerst erheiternd und erhellend sind. Als bibliophiler Mensch schaut man die ganze Zeit in den Spiegel, so vertraut ist das Erzählte. Der Mund zieht sich nach oben und grinst sich eins. Herrlich ist das! Die Sammlung enthält aber auch melancholische und nachdenkliche Geschichten wie „Ein Schriftstellerpaar“ von Raymond Chandler oder eine meine Lieblingserzählungen von Carson McCullers „Wer hat den Wind gesehen?“. In den Momenten wird es plötzlich still in mir und mein Atem geht langsamer.

Wie oft hat man das schon? So ein besonderes Buch mit so vielen erstklassigen Autoren. Ein Buch, das in jede heimische Bibliothek gehört und manchmal sogar unters Kopfkissen. Ja, ihr lest richtig. Dorthin habe ich die schöne Leinenausgabe mitgenommen und mir vorgestellt, wie die gesamte Autorenmannschaft in der Nacht in meine Träume marschiert, mit mir tanzt oder bei einem Glas Wein aus dem Schriftstellerleben berichtet.

Ich bin mir sicher, dieses Buch schleicht sich nicht nur in mein Herz. Und ist das ideale Weihnachtsgeschenk an alle Bücherfreunde dieser Welt. Ein Buch zum Gernhaben, zum Bestaunen und zum Verweilen. Und ein besonderes Geschenk vom Verlag mit den schönen weißen Büchern an seine Leser. Vielen Dank dafür, lieber Diogenes Verlag!

Jetzt auf allen Bestsellerlisten. Geschichten vom Lesen, Schreiben und Büchermachen.
Daniel Keel, Daniel Kampa. (Hg)
September 2012, 827 Seiten, 19,90 €.
Diogenes Verlag.

Eine große Sehnsucht nach Vergangenem.

Als ich gestern in der Buchhandlung Das Buch am Hackeschen Markt meine Klappentexterinnase in die Kiste mit den reduzierten Mängelexemplaren gesteckt habe, fand ich dieses Unikat:

Das Cover fasziniert mich immer noch. Das Schlichte ist so zurückhaltend, füllt aber gerade damit den Raum auf eine angenehme Weise. Einfach nur zauberhaft. Mein Herz flattert wie ein Schmetterling freudig mit den Flügeln. Die Augen leuchten leicht glasig. Ich möchte es am liebsten einrahmen – so schön finde ich es. Ich will mich nicht sattsehen und frage insgeheim: Warum sehen die Bücher heute nicht mehr so aus?

Da steigt meine Sehnsucht nach Vergangenem ins Unermässliche.

Ada ♥ Hallgrímur Helgason

Bücher sind zum Lesen da. Klar. Sie sind aber auch da, um uns glücklich zu machen und andere. Heute teilt Ada Mitsou, Literaturfreundin, mit uns ihr Glück.

Ihr ♥ Stück

Hallgrímur Helgason: Zehn Tipps das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen. Tropen bei Klett, 271 Seiten, 19,90 €.

1. Welcher war der beste Satz? Oder: Welche Stelle hat dir am besten gefallen?

„Fehlschüsse können in meiner Branche tödlich sein. Wer will schon eine angeschossene beleidigte Leberwurst, die durch die Stadt tobt und dafür sorgen möchte, dass man selber die Abschiedskugel kriegt? Die Leute reagieren nun mal ziemlich genervt, wenn sie merken, dass man sie umbringen will.“

2. Um was geht es in dem Buch?
Tomislav Boksic, genannt Toxic, ist ein kroatischer Auftragskiller in New York. 65 Morde sind bisher nach Plan gelaufen, doch Auftrag Nr. 66 geht schief. Toxic erschießt einen Ermittler des FBI und muss nun fliehen.
Eigentlich hat er ein Ticket für seine Heimat Kroatien in der Tasche, doch auf dem Flughafen tauchen plötzlich Polizisten auf. In seiner Panik tötet Toxic einen Priester auf der Herrentoilette und nimmt dessen Identität und Flugticket an. Was der Auftragskiller nicht weiß: Father Friendly wird bereits in Island erwartet und soll dort in einer Fernsehshow predigen! Um seine Tarnung erstmal nicht auffliegen zu lassen, schlüpft Toxic in die Rolle des Priesters und findet sogar Gefallen daran. Allerdings ahnt er nicht im Mindesten, wie sehr dieser Rollentausch sein Leben als Auftragskiller umkrempeln wird…

3. Warum sollte man das Buch unbedingt lesen?
Weil in dem Buch viele Genres vereint sind. Auf der einen Seite ist es spannend und actionreich, auf der anderen Seite ruhig und nachdenklich. Dann wiederrum findet man zwischen den Zeilen eine große Portion schwarzen Humors, der perfekt zu der skurrilen Handlung passt.
Dieses Buch hat nicht nur Einflüsse eines Thrillers, sondern auch Züge einer Tragikomödie und genau diese Vielseitigkeit dürfte Liebhaber kurioser und temporeicher Geschichten begeistern.

♥lichen Dank!

Max ♥ Andreas Steinhöfel

Bücher sind zum Lesen da. Klar. Sie sind aber auch da, um uns glücklich zu machen und andere. Heute teilt Max, 22 Jahre, Student, mit uns sein Glück.

Sein ♥ Stück:

Andreas Steinhöfel: Die Mitte der Welt. Carlsen Verlag,
2004, 476 Seiten.

1. Welcher war der beste Satz? Oder: Welche Stelle hat dir am besten gefallen?
„Stell dir das Leben vor wie ein großes Haus mit vielen Zimmern (…)
Einige dieser Zimmer sind leer, andere voller Gerümpel. Manche sind groß und voller Licht, und wieder andere sind dunkel, sie verbergen Schrecken und Kummer. Und ab und zu – nur ab und zu, hörst du? – öffnet sich die Tür zu einem dieser schrecklichen Zimmer und du musst hineinsehen, ob du willst oder nicht. (…) Dann denkst du daran, dass es dein Leben ist – dein Haus, mit deinen Zimmern. Du hast die Schlüssel!
Also schließt du die Tür zu diesem schrecklichen Zimmer einfach zu.

(…) eines Tages spürst du vielleicht, dass nur durch dieses schreckliche Zimmer ein Weg in einen größeren, schöneren Teil des Hauses führt. Und dann brauchst du den Schlüssel!“

2. Um was geht es in dem Buch?
Phil ist erst 17. Er lebt mit seiner Schwester und seiner Mutter alles andere als angepasst. Ihr außergewöhnliches Erscheinen führt in einer kleinen Stadt zu erheblichen Verwunderungen.
Der Jugendroman handelt von der ersten großen Liebe, die so sehr weh tut, wenn sie enttäuscht wird; vom Outing; vom Anderssein, kurzum: Eigentlich nur vom Erwachsenwerden und den Schwierigkeiten, die das so mit sich bringt.

3. Warum sollte man das Buch unbedingt lesen?

Die Mitte der Welt ist ein phantasievoll-bezaubernder Jugendroman, der so packend und emotional ist, dass man ihn stets lesen und aufs Neue entdecken will. Das Buch ist nicht nur für Jugendliche, sondern auch für alle Erwachsenen. Es bewegt einen, immer und immer wieder.

♥ lichen Dank!

We ♥ books.

Bücher sind zum Lesen da. Klar. Sie sind aber auch da, um uns glücklich zu machen und andere. Deshalb gibt es ab sofort die Rubrik
Ein Buch – drei Fragen.
Schließlich soll man sich nicht allein freuen, sondern viele mitteilhaben lassen. Ihr seid alle eingeladen, mitzumachen unter dem Motto: We ♥ books!
Wie das geht?
Das Einzige, was ihr zu tun braucht, ist mir nur drei Fragen (die seht ihr hier unten im Anhang) zum Buch zu beantworten. Bitte sagt mir auch, wieviel ihr von euch Preis geben wollt (Name|Alter|Beruf). Gern auch anonym. Daten zum Buch: Titel, Autor, Verlag, Erscheinungsjahr. Schreibt so wie ihr mögt. Es kann ein Satz sein oder fünf. Sollten es nun aber 1000 Sätze werden, halte ich mir vor, euren Text zu kürzen. Eure Beiträge nehme ich unter der Emailadresse: klappentexterin@hotmail.de entgegen.

Mein ♥ Stück heute ist:

Kirsten Miller: Kiki Strike. Bvt Verlag, 2008, 400 Seiten.

1. Welcher war der beste Satz? Oder: Welche Stelle hat dir am besten gefallen?
„Wenn du nicht gerade auf den Kopf gefallen bist, kannst du die Dummheit der Leute zu deinem Vorteil nutzen.”

2. Um was geht es in dem Buch?

Ananka Fishbein entdeckt eines Morgens wenige Meter vor ihrem Haus entfernt ein tiefes Loch. Neugierig macht sie sich auf Entdeckungstour, bleibt aber nicht allein. Kiki Strike – die Anführerin mit den weißen Haaren und den eisblauen Augen – sucht sich fünf Mädchen aus, darunter auch Ananka, die alle verschiedenste nutzvolle Talente besitzen, um dieses unterirdische Reich zu entdecken. Die Mädchen stoßen auf die geheimnisvolle Schattenstadt unter den Straßen von New York.

3. Warum sollte man das Buch unbedingt lesen?
Das Buch ist von vorn bis hinten stark, einfach köstlich! Neben der Detektivgeschichte ist es zusätzlich eine Lektüre für starke Mädchen. Es enthält u.a. Tipps, wie man beispielsweise ausnutzen kann, dass man ein Mädchen ist. Die Sprache ist herrlich erfrischend, witzig und mutig, dass man sich einfach nur stark fühlt, dabei die ganze Zeit frech grinst und sich auch so eine Schattenstadt vor der eigenen Tür wünscht.