Wie ich ja neulich geschrieben habe, wollte ich der ständigen Suche nach einem Buch endlich ein Ende setzen. Gesagt, getan! Seit einigen Tagen gibt es auch bei der Klappentexterin in den Regalen eine vorbildliche Bücherordnung, doch der Weg dorthin verlief alles andere als einfach.

Ganz ehrlich? Ich habe es mir anders vorgestellt. Leichter und irgendwie sinnlicher, aber am Ende war die Büchersortieraktion harte Arbeit und schweißtreibend dazu. Der erste und der letzte Tag sind meine absoluten Highlights. Erst in das Chaos pusten und dann hinterher vor dem großen Meisterwerk zu stehen, macht schlicht und ergreifend glücklich.

Nun aber zum Anfang.
Das war ein großer Spaß, all die Bücher aus den Regalen herauszuziehen und auf den Boden zu stellen. Damit man trotzdem noch laufen konnte, wurden einige Werke auch auf Möbelstücken zwischengelagert. Insgesamt glich das Wohnzimmer einer nicht enden wollenden Bücherwelle. Ich habe die Bücher in meiner Überheblichkeit natürlich so Reihe in Reihe gestellt, dass das Chaos bestehen blieb. Alice Munro fand ich gleich an vier Stellen wieder. Darüber dachte ich jedoch nicht nach. Gedacht werden durfte später. Erstmal alles raus aus den Regalen, Reinigungsmittel mit Wasser in eine Schüssel und wischen, was das Zeug hält. (Mein Staubwedel war gleich anfangs an akuter Staublunge verstorben und ich hab mich fast in Ohnmacht gehustet.)
Danach folgte das erste Sammeln. Wo fange ich an? Wo kommen die Klassiker hin? Wo die Krimis? Wo die Kinderbücher? Wo die Belletristik? Wo die Bildbände? Wo die Neuheiten? Ich habe ein einzelnes Bücherregal und zwei zusammenstehende. Also entschied ich mich, das Soloregal mit den Klassikern, den Neuheiten und den Krimis zu füllen. Alles nur nach Augenmaß, ohne Berechnung. Ich klopfe mir auf die Schulter, denn meine Rechnung bzw. mein fundiertes Buchhändlerinnen-Wissen kam auf. Perfekt! Erstaunt war ich darüber, dass ich so viele Krimis besitze, Asche auf mein Haupt! Und was für tolle Werke dabei sind. Dass ich die all die Zeit nicht gesehen habe. Schlimm! Böses Chaos, das!

Vor dem Einräumen musste ich natürlich alle Bücher sortieren und auf einzelne Stapel sammeln, auch um zu sehen, bei welchen Buchstaben ich die meisten habe. Die alphabetische Sortierung glich einer drehenden Schleife und war besonders nervig. Niederknien, suchen, Buch herausziehen, auf den A-Stapel, wieder aufstehen, suchen, herausfischen… und das alles bis zum Z. Mühselig war das. Eine spannende Beobachtung habe ich dabei übrigens gemacht. Die meisten Bücher habe ich unter den Buchstaben M und S zu verzeichnen. Bin ich da eigentlich die Einzige oder habt ihr das auch?

Das Doppelregal beginnt mit einer japanischen Reihe, die eigentlich zu 70 % aus Haruki Murakami besteht. Ihm sei der Platz auch gegönnt, denn ihm habe ich ja auch zu verdanken, dass mein Interesse für japanische Literatur geweckt wurde. Die zweite Reihe ist eine Idee, die ich schon lange mit mir herumtrage. Was passiert, wenn mal ein Feuer im Haus ausbricht und ich schnell meine liebsten Bücher greifen will? Fürs große Suchen bleibt dann bestimmt keine Zeit. Also gibt es nun auch ein Lieblingsbücher-Regal. Dort stehen all meine Lieblinge beisammen und sind jederzeit aufbruchbereit. Danach kommt die Belletristik, brav nach Alphabet sortiert. Leider blieb es oft nicht bei einer Reihe in einem Fach. Damit habe ich gerechnet. Früher oder später muss noch ein neues Regal her. Die Kinderbücher und Bildbände finden ihren Platz in einem Sideboard, das ich noch gar nicht erwähnt habe. So, alle untergebracht.

Ob ich auch aussortiert habe? Klar, jede Menge sogar: 130 Bücher!! Diese Aufgabe hat mein Herz übernommen, der Verstand musste in die Ecke verduften. Das ging dann so: Buch greifen, anschauen, Frage an Herz, Antwort vom Herz, auf den einen Stapel oder auf den anderen legen. So blieben am Ende jene Bücher bei mir, die mich berührt haben, die mir viel bedeuten oder die ich noch lesen möchte, irgendwann.
Einen Teil der aussortierten Bücher werde ich an Bücherfreunde verschenken und den anderen Teil verteilt meine Freundin an lesehungrige Freunde und an Bibliotheken. Das sind meine Spenden, auch wenn ich sie mir damals anders vorgestellt habe. Die Variante ist aber nicht so zeitaufwendig und ich beglücke Menschen, die ich direkt kenne oder über sieben Ecken.

Wie es mir jetzt geht? So viele Gefühle rasen durch mein Herz und ich weiß nicht, wie oft ich in der Zwischenzeit vor meinen Regalen gestanden habe. Obwohl sie immer noch prall gefüllt sind, versprühen sie eine herrliche Leichtigkeit, ich habe das Gefühl, dass sie bald davon fliegen könnten. Noch eins: Sie atmen und zwinkern mir dankbar zu. Die vier Tage haben sich durchaus gelohnt und unter uns: Ich würde es immer wieder tun! Nur nicht gleich morgen oder übermorgen. Drückt mir also bitte die Daumen, dass die Ordnung jetzt eine Weile anhält. Ich werde mein Bestes geben. Versprochen! Großes Bücherchaotinnenehrenwort!
