Archiv der Kategorie: Buch-Models

Einmal die doppelte Portion Irving bitte!

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Natürlich reicht eine einfache John Irving Portion aus. Doch wer einmal Feuer für seine Bücher gefangen hat, bleibt Irving-hungrig. Schon nach dem ersten Roman, den ich im vergangenen Jahr im fieberhaften Zustand gelesen habe, verstand ich das Leuchten der anderen Irving-Fans. Auch mich hatte es erwischt und meine Augen funkeln seitdem wie Sterne, wenn ich den Namen ausspreche oder höre. Folglich wollte ich mehr von John Irving lesen und mehr über ihn erfahren. Die Götter haben meine Wünsche erhört und mir diese wunderbare DVD „John Irving und wie er die Welt sieht“ unter den Weihnachtsbaum gelegt. Einer besonderen Freundin habe ich dieses großartige Geschenk des Himmels zu verdanken.

Der Dokumentarfilm öffnet alle Türen ins John Irving-Reich und holt mir den Autor direkt ins Wohnzimmer. Jetzt noch höre ich seine quietschenden Seilsprünge im Trainingsraum und sehe das Bild seines großen Schreibtisches mit dem wunderbaren Ausblick vor mir. Dieser Film zeigt den Autor hautnah und berichtet von seinem Schaffen, das so umfassend und akribisch verfeinert ist. Nicht nur Irving selbst spricht in die Kamera, genauso zu Wort kommen seine Frau, Freunde, Mitarbeiter vom Diogenes Verlag sowie Menschen, die er für seine Geschichten befragt und literarisch verwendet hat. Eins kristallisiert sich schnell heraus: John Irving ist ein Meister der Recherche. Wie ein professioneller Detektiv begibt er sich auf Spurensuche, reist an die Schauplätze seiner Geschichten, interviewt Menschen oder zeigt sich als begnadeter Pizzabäcker. Er taucht in fremde Welten, um sie später in seinen Romanen wirklichkeitsgetreu wiederzugeben. Dieser wunderbare Film macht Spaß, ist äußerst interessant und ein Must-Have für alle, denen eine einfache Irving-Portion nicht ausreicht.

Wintersatt.

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Ich bin wintersatt. Seit Wochen schon versteckt sich die Sonne hinter einem Wolkenmeer und schaut nur ganz selten hervor. Dort hält sie ihren Winterschlaf und lässt uns im Stich. Wir müssen zusehen, wie wir mit der Nässe, Kälte und dem Grau zurechtkommen. „Halt! Das Leben ist zu kurz, um im Grau zu baden. Dagegen muss etwas unternommen werden,“ riefen meine Bücher und schoben mir „Blumen für Zoë“ in den frischen Tulpenstrauß. „Schieß ein Foto, liebe Klappentexterin! Das macht gute Laune!“ Ja, das stimmt. Und so drückte ich auf den Auslöser meiner Kamera. Mit diesem kleinen Blumengruß möchte ich die Sonne aufwecken und euch mit einem Buch-Model beglücken.

Klappentexterin in der Metro.

Ich bin nicht Zazie, aber oft in der Metro. Gut, bei uns heißt das U-Bahn, doch unterirdisch sind beide. Dort ist es meist fies grell beleuchtet und stickig, aber mit einem Buch lässt sich das wunderbar aushalten. Und ehrlich gesagt, ohne meine täglichen Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln würde ich weniger lesen. So ist es nicht verwunderlich, dass ich mich nur darauf freue, weil ich weiß, dass ich dann glücklicherweise lesen kann.

Tigerfreude vor der Haustür.

Janosch hat es gut. Er lebt auf einer einsamen Insel. Und ich? In einer Großstadt, wo es viele laute Autos und große Häuser gibt. Aber ich möchte mich nicht beschweren, habe ich es mir doch selbst ausgesucht und bin glücklich hier. Vor allem dann, wenn es Überraschungen gibt. So eine durfte ich kürzlich erleben, als ich aus meinem Fenster geschaut habe. Dort standen plötzlich Janoschs großartige Helden: Der kleine Tiger, der kleine Bär, Günter Kastenfrosch und die Tigerente. Träum ich oder wach ich? fragte ich mich. „Nein, du bist wach, liebe Klappentexterin. Komm zu uns herunter!“ riefen sie im Chor. Gesagt, getan und schon schauten wir uns gegenseitig an, während am viel zu kalten Apriltag die Sonne auf unseren Köpfen Samba tanzte.

So stand ich vor dem Zaun, den ich sonst immer so hässlich finde mit der Werbung drauf. Doch diese gefiel mir. „Du trägst ja eine genauso große Brille wie wir“, sagte der kleine Tiger. „Stimmt, leider habe ich meine farbige Sonnenbrille in einer meiner vielen Taschen vergraben, sonst hätte ich sie aufgesetzt.“ „Ach, das ist doch egal. Und was hälst du da in der Hand?“ Das hatte ich vor Aufregung ganz vergessen. Ich hatte schnell noch „Onkel Puschkin guter Bär“ aus meinem Regal gezogen und bin hinaus geeilt. Als ich den Besuchern von meiner Buch-Model Geschichte berichtete, waren sie hellauf begeistert. So ist eine kleine Fotosession mit uns entstanden, die keiner Worte bedarf, außer vielleicht einem Grinsen. Denn es hat verdammt viel Spaß gemacht!

© Die Bilder sind natürlich von Janosch. Und die Fotos von mir.

Lebensfreude am Angelhaken.

Dieses Mal gehen das Buch-Model und die Rezension Hand in Hand.

Was gibt es für ein größeres Abenteuer als das Leben selbst? Das hat sich auch Fabio Genovesi gedacht, als er „Fische füttern“ schrieb. In seinem Roman erzählt der italienische Autor von Menschen, die in einem kleinen Dorf in der toskanischen Provinz leben. Mit einer mitreißenden Leichtigkeit tanzt er übermütig durch den Roman, dass ich nicht anders kann, als zu lächeln und das Buch in einem Rutsch zu lesen. Ich spüre Flügel auf meinem Rücken wachsen, so leicht schweben die vielen Zeilen, so kraftvoll hebt mich die aufsteigende Lebensfreude nach oben.

Fiorenzo kommt als Erster zu Wort und bleibt die lauteste Stimme im Buch. Der 19-Jährige hat vor fünf Jahren bei einer Feuerwerksexplosion seine rechte Hand verloren und damit auch den Traum des Vaters ausgelöscht. Der wollte aus seinem Sohn einen Radprofi machen. Jetzt steht Fiorenzo kurz vor dem Abitur. Ob er den Abschluss schafft, steht noch in den Sternen, glänzt er doch mehr durch Abwesenheit in der Schule. Angeln und seine Band sind da viel aufregender. Als lästig empfindet er Mirko, „der kleine Champion“, den Fiorenzos Vater trainiert. Auf dem Rennrad holt er einen Sieg nach dem anderen, nur in der Schule ist er eine Niete. Damit das nicht so bleibt, soll Fiorenzo ihm Nachhilfe erteilen. Der wehrt sich zunächst gegen die Bitte des Vaters, aber Fiorenzo hat eine Idee, eine wirklich gemeine, die dazu führt, dass Fiorenzo Tiziana kennenlernt und das wiederum hat zur Folge… Nein, mehr verrate ich nicht. Nur so viel: Bei Fabio Genovesi kommt keine Langeweile auf, er wechselt die Erzählperspektiven und erfreut mich durch einen bunten Strauß an lebensklugen Sätzen wie diesem hier: „Es gibt Dinge, die sind richtig und müssen einfach passieren, weil sie so schön sind, auch wenn sie am Ende doch nicht passieren. Aber das macht nichts, vielleicht passieren sie morgen oder übermorgen oder irgendwann, wenn’s ihnen in den Kram passt.“ Oder sie passieren heute, wenn du das Buch liest. Das Abenteuer Leben erwartet dich!

Fabio Genovesi.
Fische füttern.
März 2012, 432 Seiten, 19,99 €.
Bastei Lübbe.

Über den Autor:

Fabio Genovesi wurde 1974 geboren und lebt in Forte dei Marmi am Ligurischen Meer. Er ist Bühnenautor, Drehbuchschreiber und freier Redakteur für Rolling Stone, Vanity Fair und andere Zeitschriften. Darüber hinaus ist er als Übersetzer tätig, trainiert den Radsportnachwuchs und begeistert sich für das Sportfischen. In Italien wurde Fabio Genovesi als originelle neue Erzählstimme gefeiert.