Natürlich reicht eine einfache John Irving Portion aus. Doch wer einmal Feuer für seine Bücher gefangen hat, bleibt Irving-hungrig. Schon nach dem ersten Roman, den ich im vergangenen Jahr im fieberhaften Zustand gelesen habe, verstand ich das Leuchten der anderen Irving-Fans. Auch mich hatte es erwischt und meine Augen funkeln seitdem wie Sterne, wenn ich den Namen ausspreche oder höre. Folglich wollte ich mehr von John Irving lesen und mehr über ihn erfahren. Die Götter haben meine Wünsche erhört und mir diese wunderbare DVD „John Irving und wie er die Welt sieht“ unter den Weihnachtsbaum gelegt. Einer besonderen Freundin habe ich dieses großartige Geschenk des Himmels zu verdanken.
Der Dokumentarfilm öffnet alle Türen ins John Irving-Reich und holt mir den Autor direkt ins Wohnzimmer. Jetzt noch höre ich seine quietschenden Seilsprünge im Trainingsraum und sehe das Bild seines großen Schreibtisches mit dem wunderbaren Ausblick vor mir. Dieser Film zeigt den Autor hautnah und berichtet von seinem Schaffen, das so umfassend und akribisch verfeinert ist. Nicht nur Irving selbst spricht in die Kamera, genauso zu Wort kommen seine Frau, Freunde, Mitarbeiter vom Diogenes Verlag sowie Menschen, die er für seine Geschichten befragt und literarisch verwendet hat. Eins kristallisiert sich schnell heraus: John Irving ist ein Meister der Recherche. Wie ein professioneller Detektiv begibt er sich auf Spurensuche, reist an die Schauplätze seiner Geschichten, interviewt Menschen oder zeigt sich als begnadeter Pizzabäcker. Er taucht in fremde Welten, um sie später in seinen Romanen wirklichkeitsgetreu wiederzugeben. Dieser wunderbare Film macht Spaß, ist äußerst interessant und ein Must-Have für alle, denen eine einfache Irving-Portion nicht ausreicht.