Die Kraft der Poesie.

Es ist kein Geheimnis und doch erstaunt es mich immer wieder, wie uns Bücher verbinden. So habe ich meiner langjährigen Bloggerkollegin Mareike Fallwickl die Entdeckung dieses Buches zu verdanken. Als wir uns beim stories!- „coffeetalk“ unterhielten, hat sie mir „Ein Geist in der Kehle“ empfohlen. Das Gespräch ist aktuell noch auf der Startseite weiter unten im Online Shop von stories! zu sehen. Mareikes Buchblog heißt Bücherwurmloch, bei Instagram findet ihr sie unter dem Namen the_Zuckergoscherl.

Nun lasst uns gemeinsam in dieses außergewöhnliche Buch schauen. Doirerann Ní Ghrírofa erzählt in ihrem Debüt von einer Frau. Diese Frau ist ein Teil sie selbst. Denn das Buch ist autofiktional. Die Mutter arbeitet sich mit to-do-Listen durch ihren Alltag. Sie stillt, kümmert sich um ihre Kinder, spendet ihre Muttermilch. Und sie erinnert sich in einer Grenzsituation an die Dichterin, mit der sie als Schülerin in Berührung gekommen ist. „[…] aber heute nehme ich, wie an so vielen anderen Tagen, meine zerlesene Fotokopie von Caoineadh Airt Uí Laoghaire und heiße die Stimme einer anderen Frau willkommen, eine Weile in meiner Kehle zu spuken.“

Eibhlín Dubh Ní Chonaill hat es tatsächlich gegeben. Die Lyrikerin wurde dafür bekannt, dass sie im 18. Jahrhundert das längste Klagelied – „Caoineadh Airt Uí Laoghaire“ – verfasst hat. Nachdem sie ihren Geliebten tot aufgefunden und dessen Blut getrunken hat. Die junge Mutter entsinnt sich nun dieses Gedichts. Und findet darin so etwas wie einen hellen Stern, der sie durch die dunklen Tage geleitet. „Ich stolpere oft. Aber ich mache trotzdem weiter. Die Arbeit gibt mir einen Sinn, über viele schöne Verse und viele fesselnde Monate.“

Sie will die Zeilen selbst neu übersetzen, mehr über die Lyrikerin erfahren. Plötzlich ist sie wie von einem Fieber erfasst und taucht immer, wenn sie einen offenen Raum dafür findet, darin ein, übersetzt Wort für Wort. Und sie recherchiert über das Leben dieser Frau.

Foto: © Brid O’Donovan

Die irische Autorin ist Lyrikerin und das spüre ich sofort. In ihrem Text sind kurze Sätze mit einer Kraft, die mich festhalten. Beschreibungen, die meinem Geist mit einem inneren Feuer anzünden. Und es finden sich Lebenswahrheiten, derart schön und klug formuliert.

Dies ist ein Buch übers Muttersein und die damit verbundenen Aufgaben. Aber nicht nur. Denn ich bin keine Mutter und fühlte mich trotzdem so gut aufgehoben und elektrisiert. Denn „Ein Geist in der Kehle“ ist ein Buch übers Frausein. Über die Macht von Lyrik und den kurzen wie prägenden Momentaufnahmen in unserem Leben.

Ein außergewöhnliches Debüt aus Irland, über das ich mich austauschen werde – mit Mareike. Am 5. Mai haben wir auf Instagram um 19.30 Uhr einen Livetalk und ihr könnt dabei was gewinnen.

Doirerann Ní Ghrírofa: Ein Geist in der Kehle. Übersetzt von Cornelius Reiber & Jens Friebe. btb, 384 Seiten, März 2023, 24,- €.

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