Ja, wer hätte das gedacht: Wir haben uns versöhnt – die Longlist des Deutschen Buchpreises und ich. Den vergangenen Mittwoch werde ich sicherlich nicht so schnell vergessen. In Gedanken habe ich oft mit der Longlist eine Friedenspfeife geraucht und wurde dann doch jedes Mal mit der Bekanntgabe der nominierten Bücher bitter enttäuscht. Danach sammelten sich häufig Steine in meinem Bauch und die Wut hämmerte wie Rumpelstilzchen gegen die Zellwände. 2014 wollte ich die Enttäuschung nicht mehr still hinnehmen und habe sie in die Tasten gehämmert. Dieses Mal fliege ich wieder über die Tasten, tanzend, lächelnd und bin leicht wie eine Feder. Da geteilte Freude die schönste ist, darf sie sich heute auf meinem Blog richtig ausbreiten.
Und das nicht nur, weil ich in diesem Jahr zu den sieben Buchpreisbloggern gehöre. Es gibt einen weiteren tollen Anlass: Die Longlist schaut einfach klasse aus und muss lobend hervorgehoben werden. Danke, liebe Jury für diese exzellente Arbeit! Gut, die Longlist ist nicht perfekt. Doch kann sie es überhaupt sein? Während ich noch über diese Frage nachdenke, schaue ich traurig zu einigen Titeln, die ich unter den Nominierten vermisse: »Winternähe« von Mirna Funk oder »Der Dieb in der Nacht« von Katharina Hartwell. Nun, ich will mich nicht grämen und lächle stattdessen. Schauen wir also mit Freude auf die nominierten Titel.
Besonders glücklich bin ich darüber, dass es gleich sieben unabhängige Verlage mit ihren Publikationen auf die Liste geschafft haben. Ein lautes Wow! Und einen herzlichen Glückwunsch dazu! Ein Buch davon wollte ich immer schon mal lesen (»Aberland«), ein anderes Buch habe ich bereits mit Begeisterung (»Applaus für Bronikowski«) genossen. Nur habe ich bislang nicht darüber geschrieben. Huch! Wird nachgeholt. Versprochen!
Was die diesjährige Longlist ebenso auszeichnet, ist ihre bunte Vielfalt. Es tauchen klassische Titel auf, mit denen man insgeheim gerechnet hat wie »Das bessere Leben« von Ulrich Peltzer. Es gibt umfangreiche Titel wie Clemens Setz’ Roman »Die Stunde zwischen Frau und Gitarre« oder »Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969« von Frank Witzel. Und es tauchen Bücher auf, die trotz aller Dramatik auch Leichtigkeit zwischen den Seiten versprechen: »Baba Dunjas letzte Liebe« von Alina Bronsky und »Applaus für Bronikowski« von Kai Weyand. Ebenso tauchen Autoren auf, die bereits Longlist-Erfahrung haben: Feridun Zaimoglu und Rolf Lappert.
Es ist ein breites Spektrum an Themen, mit denen die Auswahl neugierige Leser lockt. Die Bücher nehmen uns beispielsweise mit ins Familienleben, entführen uns ins Istanbul der Dreißiger Jahre oder nach Afghanistan. Poetische Klänge treffen auf augenzwinkernde Momente sowie auf nachdenkliche und zutiefst bewegende. »Zugleich bleibt diese Literatur ganz bei sich, indem sie in mal utopischer, mal dystopischer, mal schelmischer, mal dokumentarischer Manier von ersten und letzten Dingen erzählt und den Platz des Individuums in einer Welt verhandelt, die zugerichtet ist durch die kapitalen Ströme des Geldes sowie repressive Systeme der Macht. Es stehen auf dieser Landkarte bekannte neben eher unbekannten Namen und große Verlage neben eher kleineren. Das macht sie für uns umso erfreulicher«, hieß es dazu in der Pressemitteilung.
So bietet die Longlist 2015 wahrlich feine Auswahl, die für jeden Leser ein Buch bereithält. Wie schön! Auch die Klappentexterin hat – neben dem bereits erwähnten – ihre Favoriten. Aber die werde ich heute noch nicht verraten. Es soll ja spannend bleiben. Eins ist jedoch gewiss: Die Köpfe der Buchpreisblogger leuchten. Und wie kommentierte gestern eine befreundete Buchhändlerin: Ihr habt Schönes vor. Oh ja!
Hier geht’s direkt zu den nominierten Titel der diesjährigen Longlist des Deutschen Buchpreises.
Und hier findet ihr weitere Beiträge zur Longlist:
Buchbloggerin
Buchrevier wurde vom NDR-Inforradio interviewtBuzzaldrins Bücher
Kaffeehaussitzer
Literaturen
Lustauflesen.de
Sätze&Schätze
Pingback: [Notiz]: Die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2015 – Eine ausgewogene Mischung | Lesen macht glücklich
Pingback: Meine Woche | Binge Reading & More
Liebe Klappentexterin, ich lese deine Beiträge seit einigen Monaten und finde immer wieder spannende Hinweise oder Buchtipps , die selbst für mich als Buchhändlerin interessant sind! Auch ich bin mit der diesjährigen Longlist sehr viel zufriedener als in den letzten Jahren, besonders freue ich mich über “ Baba Dunja“ und “ Bodentiefe Fenster“. Habe gerade “ Die dunkle Straße “ von Ma Jian ( ?) gelesen- heftige Kost aber sehr beeindruckend.
Liebe Grüße
Heike
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Ja das ist eine schöne Liste, obwohl der Helmut Krausser fehlt und 167(000) andere https://literaturgefluester.wordpress.com/2015/08/12/20-aus-167000/ die man aber alle selber lesen kann, wenn man das will
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