Talking about Haruki Murakami mit pinkfisch.

Haruki Murakamis Bücher sind magisch, inspirierend und einmalig. Seine Fangemeinde ist riesig – über eine Million sind es allein bei Facebook. Und auch ich bin eine Harukinistin (so nennen sich die Fans) unter den vielen. Getroffen habe ich Murakami-san bislang noch nicht. Aber ich bin Menschen begegnet, die für ihn arbeiten oder auch für den Autor schwärmen. Das ist genauso schön! Deshalb hat mich sein neues Buch Wenn der Wind singt / Pinball 1973 dazu inspiriert, das zu tun, was ich immer schon machen wollte: Über Haruki Murakami zu sprechen. Mit „Talking about Haruki Murakami“ präsentiere ich euch Interviews mit Menschen aus seinem Universum. Nach der Übersetzerin Ursula Gräfe, dem Lektor und Übersetzer Stephan Kleiner und der Illustratorin Kat Menschik folgt heute die Buchhändlerin Sarah Reul, die im Internet unter pinkfisch.net über Bücher bloggt.

Murakami_Spezial______________________________________________________________

IMG_20150314_191951Sarah Reul, Jahrgang 1986. Seit über 12 Jahren Buchhändlerin im Buchladen am Freiheitsplatz. Lebt mit Mann, Sohn und vielen Büchern in der Nähe von Frankfurt.
Bloggt seit 2006 auf pinkfisch.net und hat ein Faible für pinke Dinge.

Klappentexterin: Erinnerst du dich noch an das erste Buch, das du von Haruki Murakami gelesen hast? Wie war das für dich?

Sarah Reul: Natürlich weiß ich noch mein erstes Murakami-Buch: schließlich war es der Beginn einer großen Liebe. Es handelte sich um „Kafka am Strand“, was meine Kollegin mir damals von ganzem Herzen empfahl. Ich lieh mir das Buch von ihr aus, las die ersten 50 Seiten … um am nächsten Morgen, meinem freien Samstag, im Laden zu stehen und mein eigenes Exemplar zu kaufen, weil mir klar war: Du musst dieses Buch selbst besitzen. Danach las ich es an einem wunderbaren Sauna-Tag in einem köstlichen Rausch zuende…!

Wie viele Bücher hast du von Haruki Murakami bislang gelesen? Ist da ein Liebling dabei?

Ich habe fast alles gelesen. Einzige Ausnahme ist „Untergrundkrieg“ – irgendwie wollte ich mir stets ein Buch aufheben, für den (hoffentlich noch in weiter Ferne liegenden) Fall, dass Murakami irgendwann nichts mehr schreibt – ein Buch in Reserve quasi. Außerdem habe ich das köstliche Vergnügen, die just erschienenen ersten beiden Romane noch vor mir zu haben – ich freue mich schon sehr darauf. Ein Liebling – natürlich muss ich da wieder „Kafka am Strand“ nennen. Tief beeindruckt hat mich aber auch „Wilde Schafsjagd“ und „Naokos Lächeln„, bei den Erzählungen ist es der Band „Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah„. Eigentlich ist das eine fiese Frage, genau wie die nach dem Lieblingskind: Man liebt sie schließlich alle!

Was macht die Literaturwelt Murakamis für dich zu einer besonderen?

Für Haruki Murakami nehme ich mir Urlaub. Irgendwann habe ich damit begonnen und mittlerweile ist es eine liebgewonnene Tradition: Murakami wird nur in der freien Zeit gelesen, am allerliebsten an einem langen, ungestörten Sauna-Tag. Ich denke, das sagt schon einiges darüber aus, wie sehr ich diesen Autor verehre. Ich möchte in seine Geschichten eintauchen, in seine Welten, die so einfach scheinen und doch doppelte Böden und viele tiefe Brunnen bergen, in denen ich mich als Leserin verlieren möchte.

Hast du Murakami schon mal persönlich getroffen? Falls ja, wie war das für dich?

Leider nicht. Ich wäre wahnsinnig aufgeregt – es würde mir aber auch schon eine Ehre sein, eine Lesung von ihm zu erleben. Ein persönliches Gespräch mit ihm über das Schreiben – diese Begegnung wäre schon etwas sehr Besonderes. Solange halte ich mich mit kleinen Treffen über Wasser: an meinem Bücherregal, wo ich ihn jederzeit finden kann. Und ihn auch regelmäßig besuche: Wie oft schon habe ich in der „Sandsturm„-Szene (aus „Kafka am Strand„) einen guten Rat für mein Leben gefunden.

Bist du auch der Meinung, dass Haruki Murakami endlich den Nobelpreis für Literatur erhalten sollte?

Oh ja! Ich dekoriere seit Jahren den Buchladen in der Woche der Verleihung mit einem kleinen Haruki Murakami Schrein und der Überschrift „Unser Tipp für den Literaturnobelpreis!“ wahlweise auch mit „Ich hab es doch gewusst!“ oder „Endlich!“ 😉 Bisher hatte ich leider noch nicht das Vergnügen, tanzend und juchzend durch den Laden zu rennen, wenn es endlich soweit ist. Ich hoffe, dass ich das in den nächsten Jahren irgendwann tun kann! Murakami ist für mich ein Geschichtenerzähler, er verbindet Welten, er erfindet seine eigene, er bringt die unterschiedlichsten Leserinnen und Leser zusammen in der Bewunderung für ihn. Die Frage nach den Kriterien für so einen Preis ist ja immer heiß diskutiert: Für mich hat den Preis verdient, wer mit seiner Literatur die Menschen bewegen kann und die Themen, die ihn umtreiben, in eine literarische Form bringt. Ich finde, unter diesem Aspekt ist er ein äußerst vielversprechender Kandidat für den Literaturnobelpreis. Und wenn ich dann noch hinzufügen darf, dass ich im Zuge dessen die Übersetzerarbeit von Ursula Gräfe gleich noch mit einem eigenen Preis versehen würde – dann wäre die Sache perfekt 😉 !

Die Klappentexterin dankt für das Interview und wünscht Sarah Reul alles Gute und weiterhin viel Erfolg!

6 Gedanken zu „Talking about Haruki Murakami mit pinkfisch.

  1. Frank Duwald

    Ich weiß nicht, ob es jemand hier interessiert, aber ich habe 1991 den ersten deutschen Titel von Murakami, „Wilde Schafsjagd“ für ein Printmagazin rezensiert. Meines Wissens war das die erste deutsche Rezension zu Haruki Murakami überhaupt. Wirklich NIEMAND kannte ihn damals. Meine aus heutiger Sicht beinahe prophetische Rezension ist hier inzwischen online: http://phantastikon.de/20150207/murakami-haruki-wilde-schafsjagd/
    Ich war mir damals selten so sicher wie während des Verfassens dieser Besprechung, dass aus diesem völlig unbekannten Autor etwas Großes werden würde.

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