Schwi-schwa-schweben mit Omega.

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Bzzz…. Schhhh… Oh, verrückt! Omega, was machst du nur? Die Buchstanben suasen wie wilde Hunmelm durch die Lfut und das Gals nebne mir auch. Halt an! Irgendwas ist außer Kontrolle geraten. Ich will hier ni Rhue eine Rezension schreiben. Über dich und all die anderen aus dem Buch, in dem du die Hauptrolle spielst. Sccccchhhh.

Na endlich! Wenn euch das Verrückte anzieht, dann folgt mir in Alpha & Omega – Apokalypse für Anfänger von Markus Orths. Es ist eins der fantasievollsten Bücher, das ich in letzter Zeit gelesen habe. Und eins meiner ganz persönlichen Highlights in diesem Bücherherbst.

Alles beginnt mit einem Abstieg. Der Ich-Erzähler Elias Zimmermann entdeckt im Jahr 2525 bei einem Spaziergang unterm Schnee einen Griff. Er zieht daran und – zack! – ist da plötzlich eine Treppe. Seine Neugier zieht ihn in die Tiefe und er landet direkt vor den Füßen der Bibliothekarsmaschine Jimmy McGovern. So bezeichnet sich das sprechende Wesen, das ihn freudig begrüßt. Immerhin hat sich lange schon keine Menschenseele mehr zu ihm verirrt. Er führt den Gast zur „Peripalen Sanduhr, die unaufhörlich Zahlen malmte.“ Und das nur noch „vierundzwanzig herkömmliche Tageseinheiten plus siebzehn Stunden, siebenunddreißig Minuten – und jetzt – acht Sekunden“. Und dann fällt ein Meteroit auf die Erde und es macht puff, alles ist weg. Die Menschen, die Erde, einfach alles. Bevor es an dieser Stelle weitergeht, switcht uns der Autor zu Gusto Humphrey Winter, er ist eine der Hauptpersonen in diesem fantastischen Spektakel. Doch die Abzweigung überfliege ich einfach mal, wir treffen Gusto ohnehin zu einem späteren Zeitpunkt wieder.

Nach den lesereichen Tagen in der Bibliothek will Elias das Omega Imperium kennenlernen, all die Menschen, die er in den zahlreichen Büchern getroffen hat. Omega, Alpha, Gusto, Buzz, Kolja, Bitch, der Schamp, Tashi, Sabrina und viele mehr. Doch es gibt noch einen anderen, entscheidenden Grund, die Reise anzutreten: Auf diese Weise könnte Elias erfahren, wie man die Welt vorm Untergang retten kann. Also wagt es Elias mit seinem „Quadrupelhirn“ und lässt sich an eine Maschine anschließen. Eine Reise des Bewussteins beginnt mit Hilfe von Kalladabs-Oboren. Das sind überlichtschnelle Teilchen, die man programmieren und damit das Bewusstsein in eine andere Zeit schicken kann. Dieses Experiment wagt Elias schließlich. Als er nach dem Zeitsprung in unserer Gegenwart aufwacht – obwohl er keine Augen mehr hat, denn Elias ist in der anderen Zeit ein Nicht-Ich – kommt er gerade rechtzeitig zur Geburt von Alpha. Der Sohn von Kolja und Bitch (eigentlich heißt sie Birte, aber den Namen tauscht die esoterisch begeisterte Frau gegen Bitch ein). Und Omega taucht ebenfalls auf. Nachdem die elternlose Omega sich auf der Kinderstation nur von Kolja hat füttern lassen, wird Omega kurzerhand von der Familie Zacharias aufgenommen, wie der hohle huskyähnliche Hund Escher.

Dieses Buch raubt mir die Puste. Und nein, ich spinne nicht, mir fällt es schlichtweg schwer, einen roten Faden zu ziehen. Es ist ein irres Netz an Geschichten, voll von Figuren, die sich kreuzen, anziehen, ausziehen, verschmelzen, abstoßen und wie Teilchen durch die Seiten schweben. Ein Buch voll wilder Einfälle, über die ich oft gelacht habe, wie über die Buhruftüten von dem Schamp, wobei diese Tüten keine Erfindung des Autors sind, ebenso der Name nicht. Beide existieren wirklich und wer mag kann hier die Buhruftüten käuflich erwerben. Weiterhin strahlt da natürlich die eingangs erwähnte Omega, eine schwarze, haarlose, schöne Frau mit telekinetischen Fähigkeiten. Sie kann Dinge bewegen und sogar übern Laufsteg schweben. Omega ist Germany’s Next Topmodel und Wimbledon Gewinnerin. Um sie herum wimmelt es nur so von verrückten Freunden und Familienangehörigen, wie Gusto, der die Ansicht vertritt: „Alles, was ich verlieren kann, sind bloß ein paar Zentner Schiss.“ Einen schwulen Buddha gibt’s ebenfalls, obwohl er so nicht bezeichnet werden will. Tashi ist ihm da viel lieber. Er sucht den Nachfolger vom Dalai Lama und trifft auf der Männertoilette Kolja Zacharias. Das wiederum erzeugt eine neue Kettenreaktion, die zunächst in der Horizontalen der beiden Männer den Anfang nimmt und zu weiteren Ereignissen führt.

Stopp! Ich glaube, wer bis hierhin am Ball geblieben ist, wird sich dem vor schrägen Einfällen nur so leuchtenden Buch nicht entziehen können. Eine verrückte Welt eben. Die muss man mögen. Die wird man mögen, wenn man Markus Orths ganz eigenen Humor mag. Ein Dazwischen ist schier unmöglich. Der Autor spielt mit der Sprache, wirft mal kurze Sätze, mal einzelne Wörter in die Luft, jongliert mit ihnen wie ein Akrobat, um sie dann auf die Seiten fallen zu lassen. So entstehen viele kleine Sprachwunder, die man nur im großen Ganzen erlesen kann. Das erschaffene Orths Universum ist nicht winzig, sondern in über 525 Seiten gepackt und grandios erzählt. Man sollte sich nicht von der Zahl 2525 abschrecken lassen, denn das Buch ist keine Fantasy-Literatur im herkömmlichen Sinne. Der Autor bedient sich unzähliger Elemente, um uns dabei auch den Spiegel unserer Gesellschaft vor Augen zu halten. Er parodiert über die Wissenschaft, nimmt die Esoterik auf die Schippe, ohne gehässig zu sein. Unterm Strich ergibt das alles einen unglaublichen fantastischen Spaß, aus dem ich mich nicht wieder auswickeln wollte. Danach glaubte ich tatsächlich, nur für einen Bruchteil einer Sekunde, ich könnte SCHWEBEN. Was heißt glaaubben. Omega, was machst du nur? Haaalllt!

Markus Orths: Alpha & Omega – Apokalypse für Anfänger. Schöffling & Co., Juli 2014, 525 Seiten, 24,95 €. Mehr über Markus Orths und das Buch erfahrt ihr direkt auf der Autoren-Homepage.

 

 

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14 Gedanken zu „Schwi-schwa-schweben mit Omega.

  1. Ailis

    Deinen Einstieg in die Rezension fand ich toll, der Stil passt wie immer perfekt zum Buch. Da gehe ich beim nächsten Stadtbummel gleich mal schmökern… Sei herzlich gegrüßt!

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  2. masuko13

    Wou, du hast es geschafft! Hast das ganze Buch gelesen. Was hab ich mich auf deine Rezi gefreut. Und nun ist sie da und sagt mir, es wird Zeit, dass ich weiter lese…. Bin immerhin schon da, wo Alpha und Omega zur Welt kommen. Ich mag auch Kolja und Bitch so! Schön, dass du betonst, dass es kein Science Fiction-Roman ist und er größtenteils in der Jetzt-Zeit spielt.
    Allerschönste Grüße, Masuko

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    1. Klappentexterin Autor

      Juchu, liebe masuko, das hab und ehrlich? Ich vermiss die 525 Seiten schon jetzt. Weiß aber, wohin ich mich zukünftig flüchten kann, wenn ich Sprachwunder vermisse oder einfach mal wieder herzhaft lachen möchte. Ich wünsche dir weiterhin viel Freude beim Lesen und Schweebben. 😉

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  3. Tanja

    Bücher verleihen Flügel!
    Hey liebe Klappentexterin, du bist ja völlig losgelöst… 🙂 Schön geschrieben und beschrieben, wie immer. Dieses Lesejahr wird immer verrückter.

    Liebe Grüße,
    Tanja

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    1. Klappentexterin Autor

      Und wie, liebe Tanja! Nicht alle, aber wenn, dann macht’s großen Spaß wie hier. Schön, dass ich dich mitnehmen konnte! Dann lass uns weiterhin durch dieses feine Lesejahr fliegen.

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  4. lesesilly

    Hört sich ja wirklich verrückt an. Bin mir aber nicht so ganz sicher, ob das etwas für mich wäre. Jedenfalls ist Deine Rezension wieder sehr mitreißend.
    LG
    lesesilly

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    1. Klappentexterin Autor

      Liebe lesesilly, es ist in der Tat verrückt. Aber unter uns gesagt: Ich hätte den Roman nur anhand der Vorschau und des Klappentextes wahrscheinlich gar nicht gelesen. Nachdem mich jedoch vom Verlag das eLex erreichte und ich hineinlas, hielt es mich fest und unterhielt mich wie schon lange nicht mehr. Dieses Buch ist verrückt, aber nicht zu verrückt, am Ende aber doch verrückt. Wie oben bereits geschrieben, lies einfach mal hinein und dann merkst du, ob’s dich packt oder nicht.

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  5. Pingback: Goodbye 2014! | Klappentexterin

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