Keine mault so schön wie Maulina.

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Ich habe eine neue, kleine Freundin. Wir haben uns im vergangenen Jahr kennengelernt und ich finde, es ist an der Zeit, euch endlich mit diesem tollen Mädchen bekanntzumachen. Eigentlich heißt sie Paulina Schmitt, doch Maulen gehört zu ihren liebsten Tätigkeiten und Maulina reimt sich auf ihren Vornamen. Bei Maulina klingt das so: „Maulen heißt nicht rumstänken, maulen, das ist eine Lebenseinstellung…“ Geschenkt hat uns die Figur Finn-Ole Heinrich. Und weil Maulina so einfallsreich und witzig ist, gehören dazu die passenden Bilder: Rán Flygenring hat die kleine Heldin und ihre Abenteuer eindrucksvoll illustriert.

Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt ist eine Trilogie. Nach dem ersten Band (Mein kaputtes Königreich) musste ich natürlich auch den zweiten (Warten auf ein Wunder) lesen und auf den dritten (Ende des Universums) bin ich schon jetzt unheimlich gespannt. Wer Maulina noch nicht kennt, muss Folgendes wissen: Wenn man Maulina einmal getroffen hat, wird man automatisch ein Fan von ihr.

Nun, am besten beginne ich von vorn. Maulina hat’s echt nicht leicht. Ihre Eltern haben sich getrennt und sie musste mit ihrer Mutter das wunderschöne „Mauldawien“ verlassen. Das war ein großartiges Königreich mit schönen Pflanzen, Bäumen und Höhlen. Jetzt leben sie in „Plastikhausen“. Dort gibt es Rampen und Plastikgriffe. Ziemlich düster und traurig. Aber all das hat seinen Grund, denn Maulinas Mutter ist krank und wird bald im Rollstuhl sitzen. Harter Tobak, der sich schwer auf die Brust legt. Könnte man meinen, aber nicht wirklich, nur ein bisschen vielleicht.

Im ersten Teil ging es um die neuen Lebensumstände der Familie, im zweiten steht vorrangig die Krankheit der Mutter im Mittelpunkt. Und das Leben selbst, das ist aufregend! Und mit Maulina erst! Die kleine Heldin ist nicht auf den Mund gefallen, sie ist clever und charmant und hat obendrein noch jede Menge Ideen auf Lager. Nein, mit ihr wird es nie langweilig. Maulina ist stets auf der Suche nach einem Abenteuer. Eins in diesem Buch heißt: Briefe finden. Sie kennt die Legende von der Liebesgeschichte ihrer Eltern, will jetzt aber noch mehr wissen und sucht die Briefe, die sich ihre Mutter und der Mann* geschrieben haben. *Weil Maulina sauer auf ihren Vater ist, nennt sie ihn seit dem Auszug aus Mauldawien nur noch den Mann und verweigert das Gespräch. Er spricht mit ihr, aber sie schweigt.  Obwohl ihre Mutter ihr erklärt hat, dass sie diejenige war, die die Trennung wollte. Das kann sich Maulina nicht vorstellen und bleibt beim Mann und Schweigen. Wer die Prinzessin aus ihrem Reich vertreibt, der wird bestraft. Punkt.

Das zweite Abenteuer ist der Eisverkauf. Maulinas Freund Paul hat das Geheimrezept seiner Mutter hervorgezogen und das ist verdammt lecker. Eis mit Brausepulver, das ist wie „Karussel auf der Zunge“. Zusammen mit ihren Freunden und Maulinas Großvater, dem General für Käse, hecken sie eine Geschäftsidee aus. Abenteuer Nummer drei nennt sich Lucy de Kleijn, kurz LdK. Ein Flamingo, der öfter in der Nähe von Mauldawien gesichtet wurde und nun vom Detektivteam beobachtet wird. Und dann haben wir noch eins der schönsten Abenteuer überhaupt: den Ausflug nach Eff-O am A-de-Ha. Das ist das Dorf, aus dem Maulinas Eltern kommen. Maulinas Geburtstagsgeschenk an Paul. Oh, was für eine aufregende Reise! Alle sind mit an Bord: Ihre polnische Fee Ludmilla, die seit einiger Zeit Maulina und ihre Mutter zu Hause unterstützt, Paul, Klara (Maulinas Mutter), Pauls Hund Kurt, der General für Käse und die beiden Schildkröten Lenny und Roy. Nun habe ich noch gar nicht von der Entführung des Stoffzebras berichtet. Doch das und noch vieles mehr soll mal schön Maulina selbst erzählen. Keine kann das so toll wie die Heldin der Geschichte.

Ich schmunzele oft über die Einfälle in diesem Buch und über Maulinas Gedanken, erfreue mich an den zahlreichen Wunder-Momenten, das kleine Glück im großen Ganzen. Davon tauchen unzählige auf, wie eine ganze Horde Schafe auf einer Wiese laufen sie vor meinen Augen und rufen „Mäh“. Sie meinen: Schau hin! Sei ganz da! Und das bin ich mit jeder Faser meines Körpers. Die Krankheit der Mutter bleibt genauso im Fokus wie die Trennung der Eltern, diese Dinge tun mächtig weh, wie Ecken, an denen ich mich stoße, doch das Drumherum, die Welt, die Finn-Ole Heinrich erschafft ist herrlich luftig wie Wolken. Und Rán Flygenring hat sie mit ihren Zeichnungen wunderbar in Szene gesetzt.

Der junge Autor versieht seine Geschichte mit viel Witz, Fantasie und bildhaft schöner Sprache, dass ich fast keine Gelegenheit bekomme, traurig zu sein. Höchstens kurz innehalten, wenn bedrückende Momente durchsickern und Maulina Sätze äußert wie diesen: „Ich finde ja, wir heulen zu viel. Ständig heulen wir, und wenn wir mal nicht heulen, dann heult der Mann, einer heult immer.“ Autsch. Kurz durchatmen bitte, liebe Maulina: „Die Vögel und Fledermäuse und Insekten brüllen, die Blätter in den Wipfeln rauschen, die Hecken zittern. Ich höre das satte Schnurren etlicher Katzen, ein Blau knallt vom Himmel, dass einem schwindelig wird – ich bin zurück in Mauldawien und ganz Mauldawien atmet auf.“

Finn-Ole Heinrich zu lesen, ist wie warmer Sand unter den Füßen. Dieses Gefühl schwappt ganz häufig aus meinem Kopf und ich lächle über die Freude, die mir sein Erzählton bereitet. Ich schaukle auf seinen Worten und finde, diese Stimme passt so gut ins Kinderbuch. Sie macht Lust auf mehr. Der Lesespaß ist auch den fabelhaften Illustrationen von Rán Flygenring mit zu verdanken. Maulina ohne die einzigartigen Bilder, das wäre wie ja wie Quarkkuchen ohne Quark. Obwohl die Themen bleischwer sind, drücken sie mich nicht in die Erde. Es ist die Leichtigkeit, die dazwischen schießt, sei es in Form frecher Sätze oder charmanter Bilder. Das setzt mir Flügel auf die Schultern und lässt mich vor dem Dunklen davonfliegen. Das Buch ist eine Fundgrube an schönen Worten, Einfällen und entzückenden Bildern, dass ich am Ende trotz aller Tragik unheimlich glücklich bin. Und grinse. Mauldawisch schön ist das!

Mit Maulina ist an dieser Stelle Schluss, doch mit Finn-Ole Heinrich geht es am Mittwoch weiter. Dann kommt der Autor in einem Interview zu Wort.

Finn-Ole Heinrich/Rán Flygenring: Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt – Warten auf Wunder. Hanser Verlag, Februar 2014, 208 Seiten, 12,90 €. Altersempfehlung: 10 bis 12 Jahre. Direkt bei ocelot.de hier portofrei bestellen. Wer sich für die Hörbuchfassung interessiert, kann sich bei ocelot.de das Hörbuch portofrei für 14,95 € direkt nach Hause liefern lassen.

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12 Gedanken zu „Keine mault so schön wie Maulina.

  1. Xeniana

    Klasse!Das wird ein Buch für meine kleine maulende Myrte hier im Haus. Schöne Rezension, die dau führt das dieses Buch ein Geburtstagsgeschenk wird:)(allerdings erst im September) LG Xeniana

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  2. Pingback: Bücher die ich noch lesen möchte « Familienbande

    1. Klappentexterin Autor

      Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt ist ein Kinderbuch für Groß und Klein. Ab 10 Jahre gibt der Verlag an. Dem stimme ich zu. Ich würde frühestens ab 10 eher ab 11 Jahre empfehlen, zum Selber- oder Vorlesen.

      Liebe Grüße
      Klappentexterin

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  3. Pingback: Finn-Ole Heinrich über ein besonderes Mädchen. | Klappentexterin

  4. cat

    Das klingt echt toll! Würde ich sofort kaufen, wenn ich Kinder hätte. Ist auch leider nicht in unserer Stadtbib, sonst würde ich ja trotz meines Alters mal einen Blick reinwerfen…

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