Lebensfreude am Angelhaken.

Dieses Mal gehen das Buch-Model und die Rezension Hand in Hand.

Was gibt es für ein größeres Abenteuer als das Leben selbst? Das hat sich auch Fabio Genovesi gedacht, als er „Fische füttern“ schrieb. In seinem Roman erzählt der italienische Autor von Menschen, die in einem kleinen Dorf in der toskanischen Provinz leben. Mit einer mitreißenden Leichtigkeit tanzt er übermütig durch den Roman, dass ich nicht anders kann, als zu lächeln und das Buch in einem Rutsch zu lesen. Ich spüre Flügel auf meinem Rücken wachsen, so leicht schweben die vielen Zeilen, so kraftvoll hebt mich die aufsteigende Lebensfreude nach oben.

Fiorenzo kommt als Erster zu Wort und bleibt die lauteste Stimme im Buch. Der 19-Jährige hat vor fünf Jahren bei einer Feuerwerksexplosion seine rechte Hand verloren und damit auch den Traum des Vaters ausgelöscht. Der wollte aus seinem Sohn einen Radprofi machen. Jetzt steht Fiorenzo kurz vor dem Abitur. Ob er den Abschluss schafft, steht noch in den Sternen, glänzt er doch mehr durch Abwesenheit in der Schule. Angeln und seine Band sind da viel aufregender. Als lästig empfindet er Mirko, „der kleine Champion“, den Fiorenzos Vater trainiert. Auf dem Rennrad holt er einen Sieg nach dem anderen, nur in der Schule ist er eine Niete. Damit das nicht so bleibt, soll Fiorenzo ihm Nachhilfe erteilen. Der wehrt sich zunächst gegen die Bitte des Vaters, aber Fiorenzo hat eine Idee, eine wirklich gemeine, die dazu führt, dass Fiorenzo Tiziana kennenlernt und das wiederum hat zur Folge… Nein, mehr verrate ich nicht. Nur so viel: Bei Fabio Genovesi kommt keine Langeweile auf, er wechselt die Erzählperspektiven und erfreut mich durch einen bunten Strauß an lebensklugen Sätzen wie diesem hier: „Es gibt Dinge, die sind richtig und müssen einfach passieren, weil sie so schön sind, auch wenn sie am Ende doch nicht passieren. Aber das macht nichts, vielleicht passieren sie morgen oder übermorgen oder irgendwann, wenn’s ihnen in den Kram passt.“ Oder sie passieren heute, wenn du das Buch liest. Das Abenteuer Leben erwartet dich!

Fabio Genovesi.
Fische füttern.
März 2012, 432 Seiten, 19,99 €.
Bastei Lübbe.

Über den Autor:

Fabio Genovesi wurde 1974 geboren und lebt in Forte dei Marmi am Ligurischen Meer. Er ist Bühnenautor, Drehbuchschreiber und freier Redakteur für Rolling Stone, Vanity Fair und andere Zeitschriften. Darüber hinaus ist er als Übersetzer tätig, trainiert den Radsportnachwuchs und begeistert sich für das Sportfischen. In Italien wurde Fabio Genovesi als originelle neue Erzählstimme gefeiert.

10 Gedanken zu „Lebensfreude am Angelhaken.

  1. Tanja

    „… Nein, mehr verrate ich nicht.“ Es gibt so viele Wunschbücher, die auf meiner Liste stehen. Zu viele! Grund sind verlockende Rezensionen, die meinen Appetit anregen. Tolle Rezension!

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  2. Mariki

    Hätte ich nicht schon so einen hohen SuB, hättest du auch mich am Haken 😉

    Wie alt darf ein Autor eigentlich sein für „junge Literatur“? Der liebe Fabio wird ja bald 40?!

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    1. Klappentexterin Autor

      Was noch nicht ist, kann ja vielleicht demnächst werden, liebe Mariki? Wo du ja Bücher so schnell aufisst wie ich salzige Heringe. ; )

      Ja, das ist eine interessante Frage, die sich nicht exakt wie eine Rechnung auflösen lässt. Wo hört jung auf? Wo fängt alt an? Und was ist mit dem dazwischen? Jeder hat da seine eigenen Vorstellungen… Was verstehst du unter „Junge Literatur“?

      Als ich vor einem Jahr die Rubrik ins Leben gerufen habe, entschloss ich mich für meine eigene Definition, weil ich im Internet dazu keine genaue Beschreibung entdecken konnte, um so für mich ein Raster zu finden: „Junge Literatur umfasst das literarische Schaffen von Autorinnen und Autoren, die nach 1970 geboren worden sind. Sie zeichnet sich besonders durch ein vielfältiges Spektrum aus.“ Eine Aussage, die sich mit jedem zunehmenden Jahr von dem eigentlichen Sinn entfernt. Mir scheint da die Variante vom New Yorker, die Mara kürzlich bei sich veröffentlicht hat, wesentlich sinnvoller: Unter 40. Deshalb werde ich den Begriff noch einmal überarbeiten wollen. Hab also vielen Dank für deine Nachfrage!

      Herzlichst,
      Klappentexterin

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      1. dieseitenspinnerinnen

        Jetzt fühl ich mich aber altersdiskrimiert. Mit 40 bin ich KEINE junge Autorin mehr? Seufz! Gerade wieder zehn graue Haare mehr gekriegt… Gibt es eigentlich mittelalte Literatur?

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      2. Mariki

        Ich verstehe! Ist ja auch klar, wenn die Jahre vergehen, werden die 1970er immer älter (wie weise ich bin!). Ist wirklich eine Definitionsfrage, und je älter wir selber werden, umso toleranter sind wir da vermutlich und denken nicht mehr, dass jemand mit 40 alt ist 😉 Außerdem ist doch 40 sowieso das neue 30!

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      3. Klappentexterin Autor

        Genau, liebe Mariki, ich kann dir nur zustimmen (auch in der Hoffnung, dass die zehn grauen Haare wieder fix verschwinden, liebe Mila): 40 ist das neue 30. Den Begriff von mittelalter Literatur habe ich bislang noch nicht gehört… Wie siehst du das denn als Autorin, wenn Literatur in solche Raster gelegt wird?

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    2. Klappentexterin Autor

      PS: Ergänzend möchte ich noch sagen: Zunächst hatte ich die Reihe nur für einen bestimmten Zeitraum geplant, als Gast und nicht als Dauergast. Unter diesem Aspekt ist die Definition mit entstanden.

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  3. dieseitenspinnerinnen

    Ein tänzelndes Buch voller Leichtigkeit ist ja auch mal was hübsches. Aber ob die Model-Fische wussten, für welchen Titel sie das Werbung machen?
    Übrigens frage ich mich gerade – warum bei den Fischen, das weiß ich auch nicht – was dein hungriges Regal macht? Herzliche Grüße, Mila

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    1. Klappentexterin Autor

      Danke, liebe Mila! Nein, ich glaube nicht, die Fische schwammen hin und her, beäugten immer mal wieder diesen Fremdkörper vor ihrem Reich (was mich natürlich sehr entzückt hat).
      Mein hungriges Regal lässt dich herzlich grüßen und dankt für deine charmante Erinnerung. Es hat schon einige Bücher verspeist, aber wirklich satt ist es noch nicht. Ich arbeite weiter dran.

      Viele liebe Grüße
      Klappentexterin

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