Wenig, wenn ich mir Leonard Cohens „Buch der Sehnsüchte“ genau betrachte. Der Sänger schreibt in einer eigenen poetischen Sprache über Liebe, Träume, Sehnsüchte, aber auch über Wut und Schmerz. Über allem weht ein feiner fernöstlicher Hauch, wohl auch deshalb, weil die Arbeiten größtenteils während eines Aufenthalts in einem zen-buddhistischen Kloster entstanden sind. Die Gedichte haben eine moderne Form und erzählen sensibel kleine Geschichten aus dem Leben eines Mannes, der einiges erlebt hat und trotzdem nicht satt ist. Ältere Männer haben ebenfalls einiges zu verdauen. Das sagt mir der Sänger mit seinem Werk. Er schreibt über Frauen, nach deren Nähe er sich sehnt, über eigene Kollisionen, die er reflektiert oder über Träume, denen er nachhängt.
Manche Gedichte sind zart wie junge Blütenblätter, andere fühlen sich hart an und wieder andere treiben die Schamesröte ins Gesicht, weil sie so offen sind. Hier und da tauchen längere Stücke auf, kleine Fragmente, die keine Romanform wünschen und sich von Gedichten würdevoll abgrenzen. Ebenso beeindruckend sind die Zeichnungen, die sich zu den Gedanken reihen. Auf denen verharre ich manchmal länger, denn in ihnen wohnen große Geschichten und Gefühle.
Dies ist ein schöner, poetischer Schatz an Gedanken, in dem ich mich immer wieder gern verliere, selbst wenn mir manches fremd und seltsam erscheint. Ich lese das Buch zwischendurch, wenn ich eine Atempause nach einem langen Roman brauche oder wenn mir nach wenigen Worten ist, die mir viel zu erzählen haben, vor allem von der Sehnsucht, die so süß und verführerisch ist…
Leonard Cohen.
Buch der Sehnsüchte.
April 2010, 240 Seiten, 9,- €.
btb.
YES, that´s me:
„You, who must leave everything
that you cannot control.
It begins with your family
But soon it comes round to your soul.
Well, I´ve been, where you´re hanging
I think I can see how you´re pinned.
When you´re not feeling holy
Your loneliness says that you´ve sinned …“
Leonard Cohen: Sisters of Mercy
LikeLike
Ich habe einst Das Lieblingsspiel von Cohen gelesen – und überhaupt nichts verstanden, mich aber trotzdem komplett verloren in diesem Reigen an Wortspielereien … http://buecherwurmloch.wordpress.com/2010/05/31/leonard-cohen-das-lieblingsspiel/ Ich könnte mir vorstellen, dass es mit den Gedichten besser ist, weil sie in sich geschlossen sind.
LikeLike
Das wird dir hiermit anders ergehen, liebe Mariki. Verstanden habe ich bislang alles, auch wenn sich manches etwas fremd anfühlt. Es ist gerade die Vielfalt, die das Buch für mich so aufwertet.
LikeLike
klingt nach einem wunder-vollen Buch!
LikeLike
Freut mich, liebe Sarah, wenn ich deine Neugier wecken konnte.
LikeLike
Eigentlich lese ich nicht gerne Gedichte, ich habe immer das Gefühl nichts verstehen zu können. Von Cohen gelesen habe ich „Das Lieblingsspiel“ und schließe mich Mariki an … auch ich habe nichts verstanden und war doch begeistert, verloren, abgetaucht in eine andere Welt …
LikeLike
Ihr zwei macht mich auf „Das Lieblingsspiel“ sehr neugierig! Ich liebe es, mich in solchen Büchern zu verlieren, in eine andere Welt abzutauchen, mit den Augen und dem Kopf zu strampeln. Danke dir, liebe Mara, für den Zuspruch!
LikeLike
Mhh, für Lyrik bin ich immer zu haben, danke für den Tipp 🙂
LikeLike
Gern geschehen! Freut mich!
LikeLike
Hat dies auf Klappentexterin rebloggt und kommentierte:
In Gedenken an einen großen Poeten und Sänger. Hier noch einmal eine frühe Rezension der Klappentexterin.
LikeLike
Hat dies auf Die Erste Eslarner Zeitung – Aus und über Eslarn, sowie die bayerisch-tschechische Region! rebloggt.
LikeLike