Spannung ohne großes Blutvergießen.

Das ist ein Krimi ganz nach meinem Geschmack! Er ist ruhig, hält kontinuierlich eine Spannung und glänzt durch eine gute Sprache. Genau die ist es auch, die eine besondere Stimmung erzeugt, der ich mich nicht entziehen konnte.

Camilla Grebe und Åsa Träff sind zwei Schwestern und haben zusammen einen bemerkenswerten Krimi geschrieben. „Die Therapeutin“ beginnt mit einer Toten, die im Garten liegt. Als Leserin erfahre ich an der Stelle noch nicht, um wen es sich handelt und wie die Frau gestorben ist, denn viereinhalb Seiten weiter sitze ich in Siri Bergmanns Praxiszimmer, bin stille Beobachterin einer Therapiesitzung zwischen ihr und der Patientin Sara Matteus. Siri Bergmann ist Psychotherapeutin. Tagsüber arbeitet sie in Stockholm, abends zieht sie sich in ihr kleines Haus am Meer zurück, geht gerne schwimmen, trinkt Wein und kämpft gegen die Angst vor der Dunkelheit. Diese Angst hat sich nicht zuletzt wegen des Todes ihres Mannes verstärkt und treibt Siri immer wieder in die gleiche Sackgasse, aus der sie nur das Licht befreien kann.

Eines Abends findet Siri in der Post einen grauen Briefumschlag, sie öffnet ihn, zieht ein Bild von sich heraus, auf dessen Rückseite steht: „Ich sehe dich.“ Danach ist nichts mehr, wie es war. Es beginnt ein Grauen, das auf ganz subtile, leise Weise heranschleicht. Siri fühlt sich beobachtet, ihr Kater verschwindet, es passieren merkwürdige Dinge und plötzlich taucht sie in eine Dunkelheit ein, die auch tagsüber anhält. Die Situation spitzt sich zu, als eines Tages ihre Patientin ermordet aufgefunden wird, nicht irgendwo, sondern direkt an ihrer Badestelle schwimmt die Leiche der jungen Frau. Eine nervenaufreibende Suche nach dem Täter beginnt, denn eins steht fest: Der Mörder kommt aus Siris näherem Umfeld.

Die beiden Autorinnen verstehen das Genre meisterhaft und sind ausgezeichnete Krimi-Autorinnen, von denen ich in der Zukunft noch mehr lesen möchte. Sie halten die Spannung, der Plot ist fantastisch und die Sprache ausgezeichnet. Es ist ein spannender und niveauvoller Krimi, der zu Recht viele positive Stimmen eingefangen hat und ein guter Beweis dafür ist, dass es nicht immer blutrünstig oder klischeehaft zugehen muss.

Camilla Grebe und Åsa Träff.
Die Therapeutin.
Januar 2011, 432 Seiten, 9,99 €.
btb Verlag.

8 Gedanken zu „Spannung ohne großes Blutvergießen.

  1. nantik

    Und schon ist „Die Therapeutin“ auf meinem Wunschzettel gelandet. Krimis, die nicht nur durch einen guten Plot, sondern vor allem durch eine stilistisch einwandfreie Sprache überzeugen, sind nämlich wirklich, wirklich rar gesät. Aber solche Blutjuwelen (irgendwie muss ich mich ja mal von deinen Perlen absetzen *gg*) sind es wert, dass ich mich von Zeit zu Zeit durch viel Krimischrott kämpfen muss. Du hast mir die Suche gerade ziemlich erleichtert, liebe Klappentexterin. Herzlichen Dank dafür!

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    1. klappentexterin Autor

      Die Sprache ist es auch, die mich zum Buch geführt hat. Einige Leser vor mir haben sie lobend hervorgehoben und dem wollte ich nachgehen. Weil ich dich ja ganz gut kenne (was deinen Lesegeschmack betrifft), möchte ich dich aber auch ein bisschen warnen, denn die Protagonistin ist – wie bei skandinavischen Krimis üblich – ein wenig düster.(Ich mag solche Gestalten ganz gerne.) Wenn du aber die Sprache und den Plot dagegen rechnest, könntest du ebenso Gefallen daran finden wie ich.

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      1. nantik

        Och, düstere Protagonisten mag ich eigentlich ganz gerne. Sie dürfen nur nicht allzu zickig sein. Trotzdem danke für die Warnung. 😉

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    1. klappentexterin Autor

      Was hing denn zwischen Faszination und Ödnis? Kannst du es vielleicht genauer fassen? Wenn nicht, dann ist es auch okay. (Manche Dinge lassen sich nun mal schwer beschreiben.) Ödnis kam für mich in keiner Sekunde in Frage, deshalb bin ich etwas überrascht. Dennoch kann ich davon ausgehen, dass du den Krimi – trotz der Schwankung – am Ende gern gelesen hast, da du von gelungen schreibst, oder?

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  2. nantik

    Okay, ich bin mit dem Lesen zwar noch nicht ganz fertig, aber ich kann ein Zwischenfazit ziehen: Geschichte? Super! Gerade weil die Spannung schleichend aufgebaut wird. Ich bin jetzt genau bei der Hälfte und zappel wie ein Fisch am Haken, weil ich unbedingt erfahren möchte, was der Siri noch so zustößt (obwohl ich den Mörder schon zu kennen glaube – wenn auch nicht seine Motivation). Siri? Tolle Frau! Okay, sie säuft mir ein wenig zu viel. Und für eine Therapeutin hat sie eine ziemliche Aversion, wenn es um eine eigene Therapie geht, aber hey, die Frau hat wirklich was durchmachen müssen. Mir ist sie jedenfalls richtig nah auf die Pelle gerückt. Sprache und Stil? Mh, da habe ich mehr erwartet. Gerade wenn die Landschaft beschrieben wird (was ja zum Glück nur am Anfang der Fall ist), reiht sich Stilblüte an Stilblüte. Fenster können nun einmal nicht starren – um nur ein Beispiel zu nennen. Und Sätze wie „… im folgendem Jahr folgten…“ oder „Ich meinte zu Stefan, dass ich der Meinung sei…“ sind nun auch nicht gerade geschickt. Kann natürlich auch an der Übersetzung liegen.
    Mal schauen, wie es enden wird. *aufs sofa krabbel*

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    1. klappentexterin Autor

      Liebe nantik,
      danke für dein ausführliches Zwischenfazit! Wie immer bist du gnadenlos. ; ) Dennoch liest sich deine Meinung ganz gut, einige Punkte konnten dich überzeugen und vor allem „der Fisch am Haken“ ist großartig. Schade, dass dich die Sprache etwas enttäuscht. Nun denn, ich bin gespannt, was du zum Schluss zum ganzen Buch sagen wirst.

      Herzliche spannende Grüße
      Klappentexterin

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