Ein heller Lichtstrahl, der die Dunkelheit vertreibt.

Noch lange werde ich an die Winterabende im jungen 2011 denken, weil sie mich im wahrsten Sinne des Wortes erleuchtet haben. Viel mehr war es ein bemerkenswertes Buch von Zsuzsa Bánk. Die Autorin erzählt in ihrem neuen Roman „Die hellen Tage“ eine Geschichte, die berührt und wie eine flauschige Mütze den Kopf warm hält.

Karl, Seri und Aja tragen schwere Päckchen, jeder hat den harten Abdruck vom Schicksal im Herzen zu sitzen. Tod und Verlust sind hässliche Worte. Die sind es auch, die die jungen, unbeschwerten Jahre der Drei kaputt machen. Aber nur fast. Wenn da nicht die große Kraft der Freundschaft und Liebe wären, die sie für einander empfinden. Dieses besondere Dreieck, wie es die Ich-Erzählerin Seri gerne bezeichnet, wird auch von den Müttern getragen, vor allem durch Évi, Ajas Mutter. Sie lebt mit ihrer Tochter in einem einfachen Haus, das im Winter vor Kälte erstarrt. Alles ist feucht und klamm, und doch finden an dem Ort alle Zuflucht. Es ist der besonderen Eigenwilligkeit Évis zu verdanken und diese andere Welt, die sie verkörpert. Sie zieht alle magisch an und hat etwas von einem paradiesischen Kleinod in dem das Dunkle verblasst. Selbst als Leserin bin ich durch das Gartentor geschlüpft und wollte nicht wieder weg. Diese nicht enden wollende Liebe legt sich wie ein Balsam um das aufgeregte Herz. Einer kontinuierlichen Gerade gleich zieht sie sich durch das Schreckliche, vertreibt den Schmerz und macht Platz für die hellen Tage, die selbst kalten Schatten keine Chance lässt, sich niederzulegen. Die hellen Tage sind unbeschwert, leicht und mitreißend wie eine Karussellfahrt.

Lange ist es her, dass ich mit Absicht so langsam gelesen habe. Ich wollte das Buch einfach nicht beenden. Auf jeder Seite fand sich ein Plätzchen, in das ich mich gelegt habe und wandte das Gesicht der Sonne zu. Das Lächeln gewann an Größe und machte mich einfach nur glücklich. An Winter war gar nicht mehr zu denken, der schrumpfte zu einem kleinen Nichts. Ich sah aus wie ein Glühwürmchen, das den Sternen die Show stahl.

Zsuzsa Bánk muss eine Frau mit viel Herz sein. Wer solch ein zärtliches Buch schreibt, das von einer unaufdringlichen und warmen Liebe getragen wird, muss es auch in sich tragen. Anders kann ich es mir nicht erklären. Die Autorin erzählt mit eindrucksvollen poetischen Bildern von starken Frauen, die ihren Kindern unerschütterlichen Halt geben. Und sie schreibt über besondere Freundschaften, die ein Leben lang verbinden .
So weich das Buch auch ist, es fordert ganz still die Aufmerksamkeit, einem tiefen Atemzug gleich. Die Sätze sind lang, durch viele Kommas getrennt und erzählen sehr viel. Einmal nicht aufgepasst, zoomt sich das Auge zurück. Vielleicht war es bloß ein Moment, der sich hell erleuchtet im Auge seinen eigenen Platz gesucht und gefunden hat. Dies ist ein liebevoll schönes Buch, das leuchtet, leuchtet…

Zsuzsa Bánk.
Die hellen Tage.
Februar 2011, 540 Seiten, 21,95 €.
Fischer Verlag.

14 Gedanken zu „Ein heller Lichtstrahl, der die Dunkelheit vertreibt.

  1. Charlene

    Zum Glück macht eine Wunschliste nicht arm 🙂
    Danke für diese tolle Rezension, die sich zu vielen anderen wunderbaren Meinungen gesellt und doch aus der Masser hervorsticht.
    So viele positive Stimmen können wohl nicht irren.

    Like

    Antwort
    1. klappentexterin Autor

      Oh ja, viele gute Stimmen umgeben das Buch, liebe Charlene. Jeder, der es gelesen hat, ist begeistert und sagt eins meiner liebsten Wörter: Großartig!

      Erleuchtete Grüße

      Klappentexterin

      Like

      Antwort
  2. Karin

    Das klingt so toll. Und wie Charlene schon sagt, zum Glück macht eine Wunschliste nicht arm. Ich glaube dieses hier wandert gleich nach oben in der Wunschliste.

    Like

    Antwort
    1. karfie

      …was ein Glück, meine Stadtbiblihek ist wunderbar sortiert. Ich darf es bald holen und kann in diese wunderbaren Zeilen eintauchen….
      Danke für den Tipp!!

      Like

      Antwort
  3. Anett

    Meine liebe Kollegin,

    ich schmunzle gerade vor mich hin, weil ich vor wenigen Minuten noch in der warmen Märzsonne gesessen und in hellen Tagen gelesen habe – und nun Deine Rezension, die genau jene Gefühle wiedergibt, die das Buch auch in mir geweckt hat. Zum Glück bin ich noch nicht ganz am Ende…

    Sei herzlich gegrüßt von mir!

    Like

    Antwort
    1. klappentexterin Autor

      Meine liebe Kollegin,

      hab vielen Dank für deinen Besuch! Ich freue mich sehr, auch darüber, dass wir wieder ein Buch gemeinsam teilen. Hab noch eine schöne Zeit mit diesem hellen bemerkenswerten Buch.

      Liebe Grüße von mir!

      Like

      Antwort
  4. Bibliophilin

    Ich geniesse das Buch immer noch. Und zögere das Ende hinaus. Ich möchte noch viele Abende in der Geschichte versinken dürfen.
    Eine schöne Rezension zu einem tollen Buch!
    Viele Grüsse
    Bibliophilin

    Like

    Antwort
    1. klappentexterin Autor

      Das glaube ich und ein bisschen beneide ich dich, dass du dort noch drinnen verweilst, liebe Bibliophilin. Also setze ich mich auf deine Schultern und begleite dich jeden Abend. Ich bin schon jetzt auf deine Rezension gespannt und ich habe da so eine leise Ahnung: Dieses Mal dürften sich unsere Geraden treffen, nicht wahr?

      Helle Grüße
      Klappentexterin

      Like

      Antwort
  5. Mondscheinblume

    Hach, diese Rezi macht gleich doppelt Lust darauf, dieses Buch zu lesen. Nicht, dass ich nicht vorher schon drumherum geschlichen wäre 😉 Vielen Dank für diese schöne Rezension!
    Liebe Grüße,
    Mondscheinblume

    Like

    Antwort
  6. klappentexterin Autor

    Liebe Mondscheinblume,
    das freut mich! Hab vielen Dank für deinen Kommentar… und wer weiß, vielleicht schleichst du jetzt nicht mehr drumherum, sondern nimmst es direkt mit. Sollte dies bald der Fall sein, wünsche ich dir schon jetzt wunderbare Stunden mit diesem Buch.

    Liebe Grüße,
    Klappentexterin

    Like

    Antwort
  7. Pingback: Zsuzsa Bánk über Freundschaft. | Klappentexterin

Hinterlasse einen Kommentar